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VDI 6012 (neu)

Notwendigkeit für Monitoring betont

Kompakt informieren

  • Die im September 2010 zurückgezogene VDI-Richtlinienreihe 6012 „Dezentrale Energiesysteme im Gebäude“ wird zurzeit überarbeitet und in einer neuen Struktur unter der Bezeichnung „Regenerative und dezentrale Energiesysteme für Gebäude“ herausgegeben.
  • VDI 6012 Blatt 1.1 mit „Grundlagen – Projektplanung und -durchführung“ liegt bereits als Weißdruck vor und enthält neben den üblichen Planungsschritten analog zur HOAI auch bemerkenswerte Aussagen zur Notwendigkeit eines Monitorings für regenerative und dezentrale (TGA-)Energiesysteme.

Die überarbeitete und neu strukturierte Richtlinienreihe VDI 6012 „Regenerative und dezentrale Energiesysteme für Gebäude“ ersetzt die Richtlinien VDI 6012 Blatt 1 bis 4 (zurückgezogen im September 2010). Sie betrachtet die Integration regenerativer und dezentraler Energiesysteme in Gebäude, beginnend bei der Planung über den Betrieb bis hin zur Entsorgung. Nicht behandelt werden Großanlagen, wie Kohle-, Kern-, Wasser- und Geothermiekraftwerke sowie Photovoltaik- und Windkraft-Anlagenparks.

Die Neustrukturierung enthält in Blatt 1.1 „Grundlagen, Projektplanung und -durchführung“, in Blatt 1.2 „Grundlagen, Systemwahl“, in Blatt 1.3 „Grundlagen, Energiespeicher“, in Blatt 1.4 „Grundlagen, Befestigung von Solarmodulen und -kollektoren auf Gebäuden“, in Blatt 2 „Thermische Systeme“, in Blatt 2.1 „Biomasse-Feuerungsanlagen“, in Blatt 3 „Elektrische Systeme“, in Blatt 4 „gekoppelte Systeme“ und in Blatt 5 „Systemkombinationen“. Erschienen sind bisher (Stand Juni 2014) Blatt 1.1 [1] im Weißdruck und die Blätter 1.2, 1.4 und 2.1 als Entwürfe.

Definitionsgemäß dienen dezentrale Energiesysteme der Erzeugung von elektrischem Strom und / oder Wärme in Anlagen in räumlicher Nähe direkt zum Verbraucher, also in der unmittelbaren Nähe des versorgten Gebäudes. Blatt 1.1 und 1.2 richten sich vor allem an Anlagenersteller, Architekten und Fachplaner, Bauherren, Betreiber, Genehmigungsbehörden, Komponenten- und Anlagenhersteller.

VDI 6012 Blatt 1.2 (Entwurf)

Wesentliche Aspekte des Richtlinienentwurfs VDI 6012 Blatt 1.2 [2] zur Integration energieerzeugender Systeme in das Gebäude sind eine

  • methodisch strukturierte Auswahl und Bewertung unterschiedlicher energieerzeugender Systeme und eine
  • übersichtliche und vergleichende Darstellung der Ergebnisse der Systemwahl (eine Methode zur Systemauswahl wird ebenfalls vorgestellt).

Im Anhang sind die Randbedingungen für fünf Beispiele (Einfamilienhaus, Mehrfamilienhaus, Bauernhof, Schule und Kindergarten) dargestellt, die auf einer beigefügten CD näher erläutert werden.

VDI 6012 Blatt 1.1

Wesentliche Aspekte der Richtlinie VDI 6012 Blatt 1.1 [1] zur Integration energieerzeugender Systeme in das Gebäude sind die

  • Betrachtung der Kombination von unterschiedlichen energieerzeugenden Systemen und die
  • Betrachtung der Kombination mit anderen TGA-Systemen (z. B. Gebäudeautomation).

Den Planungsablauf verdeutlichen exemplarisch ein umfangreiches Lebenszyklus-/Flussdiagramm und eine Verantwortlichen-Matrix. Neben den üblichen Planungsschritten nach HOAI [3] enthält VDI 6012 Blatt 1.1 auch Aussagen zum Monitoring und der Wartung beziehungsweise der Instandhaltung und weist nachdrücklich auf die Notwendigkeit eines Monitorings hin.

Aus Sicht des Autors wird damit erstmals im TGA-Regelwerk explizit das Monitoring sowohl verbal als auch im Gesamtplanungsprozess dargestellt – obwohl das Monitoring ein überaus wichtiger Aspekt für die erfolgreiche Realisierung einer Anlagenlösung ist. Die Realisierung muss als Prozess verstanden werden, bei dem man die Anlage mindestens zwei bis drei Jahre überwacht einfährt und ihren Betrieb kontinuierlich optimiert. Dabei geht insbesondere darum, dass in den fast immer von den Auslegungskriterien (Winterfall und Sommerfall) abweichenden Betriebszuständen die vertraglich zu gewährleistenden Behaglichkeitsparameter und ein möglichst minimaler energetischer Aufwand nachgewiesen werden.

Monitoring ist nicht geregelt

Unter dem Aspekt des nachhaltigen Bauens und der Bewertung einer technischen Anlage wird ebenfalls auf die Notwendigkeit des Monitorings verwiesen [5]. Im Gegensatz zum deutschen Planungsablauf, der in der HOAI dokumentiert und spätestens nach der Leistungsphase 9 (Abnahme) einer Anlage für den Planer endet, ist beim US-amerikanischen Planungsablauf (Commissioning, siehe auch [4]) das Monitoring eingeschlossen Abb. 1.

Die Ursachen, dass Monitoring (von TGA-Anlagen) in Deutschland noch keine Selbstverständlichkeit ist, liegen hauptsächlich in der Kostenproblematik und der Verantwortlichkeit. Bis zur Planungsphase 9 ist die Vergütung der Planungsleistung verbindlich in der HOAI geregelt. Eine Honorierung dieser „Leistungsphase 10“, die neben der Hauptverantwortlichkeit des Betreibers auch noch in der Mitverantwortung des Planers liegen sollte, ist in der HOAI nicht geregelt Abb. 2.

Allerdings existieren durchaus Pflichten, beispielsweise für energetische Aspekte im Energieeinsparungsgesetz EnEG § 3 Abs. (1): „Wer Heizungs-, raumlufttechnische, Kühl-, Beleuchtungs- sowie Warmwasserversorgungsanlagen oder -einrichtungen in Gebäuden betreibt oder betreiben lässt, hat dafür Sorge zu tragen, dass sie […] so instand gehalten und betrieben werden, dass nicht mehr Energie verbraucht wird, als zu ihrer bestimmungsgemäßen Nutzung erforderlich ist.“ Das EnEG ermächtigt die Bundesregierung mit Zustimmung durch den Bundesrat vorzuschreiben, welchen Anforderungen der Betrieb der genannten Anlagen und Einrichtungen genügen muss, damit vermeidbare Energieverluste unterbleiben. Beim nachweislich energiesparenden Monitoring hinkt der Verordnungsgeber in seinen Rechtsverordnungen dem Stand des Wissens jedoch weit hinterher. Es ist deshalb sehr zu begrüßen, dass der VDI das Monitoring in seinem Regelwerk verankert.

http://www.vdi.de/6012

Literatur

[1] VDI 6012 Blatt 1.1 Regenerative und dezentrale Energiesysteme für Gebäude – Grundlagen – Projektplanung und -durchführung. Berlin: Beuth Verlag, April 2014

[2] VDI 6012 Blatt 1.2 (Entwurf) Regenerative und dezentrale Energiesysteme für Gebäude – Grundlagen – Systemauswahl. Berlin: Beuth Verlag, Mai 2014 (Einsprüche bis 31. Oktober 2014)

[3] Verordnung über die Honorare für Architekten und Ingenieurleistungen (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure – HOAI) vom 10. Juli 2013, BGBl. I S. 2276 vom 17. Juli 2013

[4] Trogisch, Achim, Dose, Stefan; Käppler, Alexander: Planungs- und Qualitätsmanagement von RLT-Anlagen. Berlin: VDE-Verlag, 2010

[5] Leitfaden für Nachhaltiges Bauen. Berlin, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), 2011

[6] VDI 6028 Bewertungskriterien für die Technische Gebäudeausrüstung – Blatt 1: Grundlagen; Blatt 1.1 Technische Qualität für nachhaltiges Bauen; Blatt 2: Anforderungsprofile und Wertungskriterien für die Sanitärtechnik; Blatt 3 Anforderungsprofile und Wertungskriterien für die Heiztechnik; Blatt 4.1: Anforderungsprofile und Wertungskriterien für die Raumlufttechnik; Blatt 4.2: Anforderungsprofile und Wertungskriterien für Kälteanlagen (zu Kostengruppe 430 Raumlufttechnik). Blatt 6: Gebäudeautomation. Berlin: Beuth Verlag, Februar 2002 bis November 2013

Prof. Dr.-Ing. (em.) Achim Trogisch

Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (FH), Fakultät Maschinenbau / Verfahrenstechnik, Lehrgebiet TGA. Telefon (03 51) 4 62 27 89, trogisch@mw.htw-dresden.de, https://www.htw-dresden.de/

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