Haushalte mit Erdgasbezug müssen sich für die kommende Heizperiode wieder auf steigende Kosten einstellen. Bei rund 215 Unternehmen zahlen die Verbraucher für die Gasversorgung bereits seit Anfang Oktober 2011 mehr. Im November und Dezember 2011 planen mindestens 53 weitere regionale Anbieter Preiserhöhungen von durchschnittlich 9,1 %. „Insgesamt hat seit September 2011 mehr als die Hälfte aller rund 700 Grundversorger an der Preisschraube gedreht oder plant entsprechende Schritte“, berichtet Daniel Dodt vom Verbraucherportal toptarif.de. Durch die zahlreichen Erhöhungen liegt das aktuelle Gaspreisniveau in Deutschland1) rund 7 % über dem Mittel der Heizperiode 2010/2011.
Tabelle: Gaspreisänderungen im November und Dezember 2011
Vier Szenarien für die Witterung
Ob die gestiegenen Preise tatsächlich zu höheren Kosten führen, hängt entscheidend von der Witterung der kommenden Wochen und Monate ab. Um den Einfluss aufzuzeigen, hat toptarif.de die zu erwartenden Gaskosten der aktuellen Heizperiode auf Basis des derzeitigen Preisniveaus für vier Szenarien berechnet. Im Rahmen der Untersuchung erfolgte zunächst die Berechnung des witterungsbedingten Erdgasbedarfs eines Durchschnittshaushalts für die letzten zehn Heizperioden. Basierend auf diesen Werten wurden im zweiten Schritt Kostenschätzungen für vier verschiedene Szenarien entwickelt. Für milde Witterung (Szenario I) wurden die drei niedrigsten Verbrauchswerte im Rückblick, für anhaltende Kälte (Szenario II) die drei höchsten Werte in der Kalkulation zusammengefasst. Daneben erfolgte die Kostenermittlung auch anhand des langjährigen, durchschnittlichen Energiebedarfs (Szenario III) sowie für das Szenario IV einer ähnlichen Witterung wie in der vorangegangenen Heizperiode.
Heizkostenprognose: Zwischen –5 % und + 10 %
Für den Durchschnittshaushalt bedeutet dies: In der vorangegangenen Heizperiode beliefen sich die Gaskosten in der gesetzlichen Grundversorgung auf rund 993 Euro. Bei unveränderter Gasabnahme (IV) würden die Kosten in der aktuellen Heizperiode um 7 % auf 1063 Euro steigen. Im Szenario II „anhaltende Kälte“ steigt die errechnete Gasabnahme ohne weitere Preissteigerungen um 3 % gegenüber der Heizperiode 2010/11, die Kosten steigen jedoch um 10 % auf 1093 Euro (+100 Euro). Im Szenario III steigen die Kosten mit 4 % (auf 1031 Euro) geringer als der Gaspreis, da in der letzten Heizperiode stärker als im langjährigen Mittel geheizt werden musste. Bei einem milden Winter (Szenario I) könnte die Erdgasrechnung sogar um fast 50 Euro auf 944 Euro sinken (–5 %).
Grafik: Einfluss des Wetters auf die Gaskosten in der aktuellen Heizperiode
Bei einem Anbieter- oder Tarifwechsel sind die Unterschiede bei den Gaskosten häufig viel größer. Dodt: „In vielen Regionen werben mittlerweile mehr als 50 Unternehmen um die Gunst der Kunden. Gerade Haushalte, die bislang noch keinen Anbieter- oder Tarifwechsel vollzogen haben, können ihre Energiekosten in vielen Fällen um 20 bis 30 % senken.“ ■
1) Preisniveau gemessen an den jeweiligen Tarifen der gesetzlichen Grundversorgung der rund 700 örtlichen Gasversorgungsunternehmen für einen Durchschnittshaushalt mit einer Abnahme von 15.900 kWh/a.
2) Nach Zahlen des BDEW liegt der Durchschnittsverbrauch eines Haushaltes mit Gasbezug bei rund 15.900 kWh/a. Entsprechend DIN 4713 wurde mit einem Verbrauchsanteil von 89 % in der Heizperiode (Oktober bis April) kalkuliert, sodass sich für den Zeitraum der letzten Heizperiode ein statistischer Gas-Verbrauchswert von rund 14.150 kWh/a ergibt.