Sprinkleranlagen für den häuslichen Bereich sind in Deutschland bisher kein Thema, wenngleich auch hierzulande schon seit einiger Zeit in den Fachkreisen darüber diskutiert und gleichzeitig an Regelwerken und speziellen Produkten gearbeitet wird. Einer der Treiber für das Thema ist die Initiative Kupfer, die Mitte Juni in einem Fachpressegespräch über die technischen Möglichkeiten des Einbaus von Sprinkleranlagen in Wohnungen informierte.
Um in Deutschland den unkomplizierten Einbau von Sprinkleranlagen auch in Privathaushalten zu ermöglichen, sind neben der Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung auch noch Normungsarbeiten abzuschließen. Heinrich Rausch, Chairman der Initiative Kupfer: „Es ist geplant, in DIN 1988-601) erstmals den Direktanschluss von Sprinklern an die Trinkwasserinstallation über eine Direktanschlussstation (DAS, künftige DIN 144642)) unter bestimmten Voraussetzungen und in bestimmten Grenzen zuzulassen3). Das würde die Installationskosten erheblich senken. Eine DAS mit DVGW-Prüfzeichen dürfte dann die Sprinkleranlage – ohne freien Auslauf, Vorratsbehälter und Druckerhöhungsstation – direkt mit der Trinkwasserinstallation verbinden. In den zuständigen Normenausschüssen Wasserwesen und Feuerwehrwesen laufen die Arbeiten zur Umsetzung bzw. sind abgeschlossen. Auch wenn sich noch Änderungen aus der Einspruchsverhandlung ergeben könnten, rechnen wir mit den Weißdrucken bis Mitte 2008.“
Daneben greifen noch VdS-Regelwerke und weitere DIN EN-Normen, welche Planung, Einbau und Instandhaltung von Sprinkleranlagen beschreiben. Allerdings sind sie bisher noch nicht auf den Wohnungsbereich abgestimmt bzw. erweitert worden. Ungeklärt, so Rausch, ist auch noch, wer eine Berechtigung erhält bzw. wie eine Zertifizierung aussehen könnte, um in Privathaushalten Sprinkleranlagen einzubauen. „Wir sind der Meinung, dass dies auch von entsprechend zertifizierten Installateuren übernommen werden kann – eine Ansicht, die auch vom TÜV Rheinland mitgetragen wird. Dem Handwerk würde sich dadurch ein lukratives neues Geschäftsfeld eröffnen.“
Sprinkler für jedes Einsatzgebiet
Wie die praktische Umsetzung zum Einbau einer Sprinkleranlage in Privathaushalten aussehen kann, erläuterte Dr. Joachim Böke, Manager für Produktentwicklung beim US-amerikanischen Sprinklerhersteller Viking: „Eine automatische Sprinkleranlage ist dafür ausgelegt, einen Brand zu entdecken und diesen schon im frühen Stadium mit Wasser zu löschen oder das Feuer unter Kontrolle zu halten, so dass das Löschen mit anderen Mitteln durchgeführt werden kann.“
Die Gesamtauslegung basiert dabei auf der Brandlast, der Art des Risikos und der Anlagenart. Je nach Einsatzbereich variieren zudem die Sprinklerarten. Neben verdeckten Sprinklern, gibt es Flachschirmsprinkler, versenkte Sprinkler, Seitenwandsprinkler oder hängende Sprinkler. Dabei sind die Rohrleitungen in Stahl oder Kupfer auszuführen. Auf den privaten Bereich lassen sich viele Vorgaben übertragen. „Der Europäische Versicherungsverband CEA ist gegenwärtig dabei, einen Anhang für die Installation für Sprinkleranlagen im Wohnbereich zu entwerfen.“
Erfahrungen mit Sprinklern in Privatgebäuden liegen seit Jahren vor, so Böke mit Verweis auf die US-Norm NFPA, die u.a. die Ausstattung von Ein- und Zweifamilienhäusern mit Sprinklern regelt. „Vor ihrer Zulassung müssen die Sprinkler Brandversuche bestehen, um zu belegen, dass im Brandfall eine sichere Flucht möglich ist. Dass dies erreicht wird, belegt auch die Statistik: Wo Sprinkleranlagen eingesetzt werden, verringert sich die Zahl der Brandverletzten um bis zu 85 %.“
Europa setzt auf Sprinkler
Zahlen die auch Alan Brinson vom European Fire Sprinkler Network (EFSN) bestätigt: „Wird der Einbau von Sprinklern in Wohngebäuden von Behörden unterstützt und gefördert, geht die Zahl der Brandopfer in diesen Gebieten sogar auf Null zurück. Und das gilt auch für Personen, die nicht in der Lage sind, das betreffende Zimmer aus eigener Kraft zu verlassen.“ Der Grund liege darin, dass Sprinkler auslösen, bevor die Konditionen tödlich werden, d.h. die Entwicklung des Brands und die Entstehung toxischer Gase werden verhindert, die Temperaturen bleiben unter den tödlichen Grenzen. In den meisten Fällen würde zudem das Feuer gelöscht. Brinson: „Damit wird eindeutig auch die Selbstrettung verbessert, denn oftmals vergehen wertvolle Minuten, bis die Feuerwehr eintrifft.“
Der Experte räumte auch mit dem Vorurteil auf, dass Sprinkler nach ihrem Auslösen zwar das Feuer löschen, dafür aber verheerende Wasserschäden anrichten würden. „Da der Sprinkler nur über der Brandquelle auslöst, wird nur lokal gelöscht; das Feuer kann sich nicht so schnell ausbreiten. Sogar, wenn die Feuerwehr noch kommen muss, ist dann der Wassereinsatz – also Sprinkler und Feuerwehr addiert – erheblich geringer als wenn die Feuerwehr alleine löschen würde.“
Sprinkler retten Leben
In vielen europäischen Ländern werden Sprinkleranlagen viel häufiger eingebaut als in Deutschland. Dabei stehen nicht immer nur öffentliche Einrichtungen wie Pflegeheime im Fokus, auch Wohnungen werden zunehmend mit Sprinklern ausgerüstet, da sie neben sicherheitstechnischen Aspekten auch interessante Optionen bei der Raumaufteilung bieten. Inzwischen gibt es beispielsweise in Großbritannien, Luxemburg, Norwegen, den Niederlanden und Österreich entsprechende Richtlinien und Gesetze. Verbunden sind sie oft mit spezifischen Anreizen.
Brinson: „In Großbritannien zahlen teilweise die Gemeinden oder Feuerwehren die Kosten für den Einbau von Sprinklern.“ Hier sei übrigens auch der Anschluss der Sprinkleranlage an die Trinkwasserleitung gestattet, wodurch sich die Kosten für die Ausstattung eines Einfamilienhauses auf 750 Euro (Neubau) bis 3000 Euro (Renovierung/Altbau) belaufen. Es ist also an der Zeit, den Einbau von Sprinklern in Privathaushalten auch in Deutschland zu regeln und entsprechende Anreize zu schaffen. An mangelndem Interesse bei Planern und Installateuren wird es jedenfalls nicht scheitern, wie Umfragen der Initiative Kupfer gezeigt haben. In anderen Ländern wurde die Gesetzgebung von Großfeuern mit vielen Opfern initiiert. Wir sollten uns dies ersparen. Jochen Vorländer
1) DIN 1988-60 (Entwurf noch nicht veröffentlicht) Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen – Teil 60: Feuerlösch- und Brandschutzanlagen
2) DIN 14464 (Entwurf) Löschwasseranlagen – Direktanschlussstationen – Anforderungen und Prüfung, Juli 2006
3) Siehe auch: Scheele, Jörg: Freier Auslauf bis auf Weiteres Pflicht, Stuttgart: Gentner Verlag, TGA 5-2007
Heinrich Rausch
Broschüre zum Thema
Die Initiative Kupfer hat eine Informationsbroschüre mit dem Titel „Brandschutz rettet Leben – Vorsorge im eigenen Heim“ herausgegeben. Sie kann kostenlos unter https://kupfer.de/ bestellt werden und steht dort auch als Download zur Verfügung.