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Heizungswende

Wer nicht fordern will, muss fördern

„Eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit der Hei­zungs­för­de­rung ist und war schon im­mer ge­bo­ten. Sie soll­te aber mehr als die Ver­tei­lung von Zu­schüs­sen im Blick haben.“

GV

Zu Recht werden Förderprogramme kritisch beäugt. Das trifft auch auf die Heizungsförderung in der Bundesförderung für effiziente Gebäude zu, die es mit ihren Vorgängerprogrammen seit bald 26 Jahren gibt. Und wenn man mit viel Abstand auf den Umsetzungsgrad der Heizungswende schaut, sind Fragezeichen durchaus berechtigt.

Konsequent auf die Erreichung der Klimaziele ausgerichtete Förderbedingungen gibt es allerdings erst seit gut zwei Jahren, eine einkommensabhängige Komponente erstmals seit Anfang 2024. Vorher sind lange Zeit auch mit fossilen Brennstoffen betriebene Heizsysteme direkt oder indirekt gefördert worden. Der auf dem Papier stehende finanzielle Anreiz für den Umstieg auf Lösungen, die mit den Klimazielen vollständig kompatibel sind, wurde so im Systemvergleich verringert.

Fördern statt regulieren

Die Heizungsförderung war aber schon immer mehr, als nur Geld unter die Leute zu bringen. Sie war auch immer ein Instrument, langfristige wirtschafts-, umwelt- oder energiepolitische Ziele zu unterstützen, die mit rein marktbasierten Mechanismen gar nicht oder mutmaßlich zu langsam zu erreichen wären. Eine andere Option wären regulatorische Vorgaben, eine bei allen Beteiligten eher unbeliebte Maßnahme. Ein Mittelweg sind technische Anforderungen in Förderprogrammen.

Der Erfolg dieser Vorgehensweise war auf der ISH 2025 deutlich zu sehen: Ein bemerkenswert großer Anteil der präsentierten Wärmepumpen und Kältemaschinen mit dem natürlichen Kältemittel R290. Es hat für viele TGA-relevante Anwendungen mehrere Vorteile, aber auch Nachteile, die einer schnellen Marktdurchdringung, inklusive der Verfügbarkeit von Komponenten, lange im Weg standen. Neben der F-Gase-Regulierung dürfte daran auch die Förderung von Heizungs-Wärmepumpen einen Anteil haben. Dafür waren nur 39 Worte erforderlich:

In den Richtlinien für die Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM) vom 17. Dezember 2020 (der verantwortliche Bundeswirtschaftsminister: Peter Altmaier, CDU) wurde in der Präambel angekündigt: „Um die Verwendung von Technologien mit niedrigen oder keinen Klimaauswirkungen zu fördern, wird die Bundesregierung bis spätestens 1. Januar 2025 überprüfen und bewerten, ob Wärmepumpen und Klimaanlagen, die fluorierte Treibhausgase [F-Gase] enthalten, von der Förderung im Rahmen der BEG künftig ausgeschlossen werden.“

Der Markt war zwei Jahre schneller

Mit der BEG EM vom 9. Dezember 2022 folgte ein bis heute existierender um 5 Prozentpunkte höherer Zuschuss und eine klare Ankündigung: „Ab 1. Januar 2028 werden nur noch Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln gefördert.“ Aus Herstellersicht und der Bedeutung des Modernisierungsmarktes und Zuschüssen von damals bis zu 40 % und später bis zu 70 % war damit klar: Wer dann keine entsprechenden Wärmepumpen im Programm hat, wird am Markt kaum bestehen können.

Die Ankündigung Ende 2022 war insofern bemerkenswert, weil das Angebot von kleinen Wasser/Wasser- und Sole/Wasser-Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln sehr überschaubar war. Die ISH 2025 hat nun eindrucksvoll gezeigt, dass die besonderen sicherheitstechnischen Anforderungen für die Innenaufstellungen mit mehreren Lösungen zu erfüllen sind und durch die Gesamtbetrachtung auch Effizienzpotentiale erschlossen werden konnten. Legt man noch 9 Monate drauf, bis die Lösungen tatsächlich in der Breite in den Regalen stehen, war der Markt zwei Jahre schneller als Vorgabe im Förderprogramm.

Bewertet man dies als eine positive Entwicklung, hat die BEG EM mutmaßlich dazu beigetragen. Der Profit daraus schlägt sich an vielen Stellen direkt oder indirekt nieder, letztendlich auch in einer Dämpfung bei den CO2-Preisen. Wer in seiner Kritik ausschließlich auf die Höhe der ausgereichten Mittel schaut, unterschlägt nicht nur diese Wirkung.

Jochen Vorländer
Chefredakteur TGA+E Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de

Alle TGAkommentare finden Sie im TGAdossier TGA-Leitartikel

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