„Wir sind ein Ingenieurbüro für die TGA und als Thermographen nach DIN 473 zertifiziert. Als eifrige Leser Ihrer Fachzeitschrift ist uns in Ausgabe 03-2009, Seite 80, ein Thermogramm negativ aufgefallen. Die Thermografie setzt eine Vielzahl von Kenntnissen und Erfahrungen voraus, ohne die zutreffende und aussagekräftige Untersuchungsergebnisse nicht erzielt werden können. Der Umgang mit einer IR-Kamera erscheint relativ einfach, sodass zunächst einmal jeder in der Lage ist, „bunte Bilder“ zu schießen. „Bunte Bilder“ werden aber erst zu seriösen auswertbaren Thermogrammen, wenn bei der Erstellung der Aufnahme und deren anschließen-den Ausgabe und Auswertung auch das erforderliche Fachwissen angewandt wird. Das oben angesprochene Thermogramm der Außenthermografie eines Gebäudes ist geradezu ein Lehrbeispiel dafür, welche Fehler sonst gemacht werden können. Das Bild wäre vielleicht noch zur Illustration in der Boulevard-Presse geeignet, für eine Fachzeitschrift ist es aber ungeeignet, wie eine Auflistung der Fehler zeigt:
- Eine Außenthermografie eines Gebäudes kann nicht wie angegeben um 11.14 Uhr durchgeführt werden, sondern muss vor Sonnenaufgang erfolgen, um den Einfluss der Sonnenstrahlung auszuschließen.
- Der Abstand zum Objekt kann nicht, wie angegeben, 2 m betragen haben.
- Die Außentemperatur (T<sub>atm</sub>) kann nicht, wie angegeben, 20 °C betragen haben.
- Die reflektierte Temperatur (T<sub>refl</sub>) kann nicht, wie angegeben, 20 °C betragen haben.
- Die Skalierung wurde über den gesamten erfassten Temperaturbereich von –7… +7 °C gewählt. Hierbei sind die Details auf den Gebäudefassaden, auf die es überhaupt nur ankommt, gar nicht erkennbar.
- Der Bildausschnitt wurde sehr ungünstig gewählt, sodass die zu untersuchenden Fassaden nur einen kleinen Anteil an der gesamten Bildfläche einnehmen.
Das einzige, das bei dieser Thermografischen Aufnahme richtig gemacht wurde, ist wohl das Scharfstellen der Kamera. Aufgrund der aufgezeigten Fehler ist das abgebildete Thermogramm für eine weitere Auswertung nicht geeignet. Schon gar nicht können, wie im Artikel dargestellt, hiermit zuverlässig Schwachstellen der Wärmedämmung der Fassade festgestellt werden. Wenngleich das Thermogramm nicht Hauptthema des Artikels war, meinen wir, dass eine derartig fehlerbehaftete Abbildung nicht in einer Fachzeitschrift verwendet werden sollte.“
Dipl.-Ing. Klaus Helmerding, Geschäftsführer von KMT-CONSULT, Bielefeld, https://www.kmt-consult.de/
Anmerkung der Redaktion: Herr Helmerding hat Recht. Wir bedanken uns für die Klarstellung und für die praktische Hilfe für Ingenieurbüros, die eigene Kompetenz an diesem Fettnäpfchen einmal kritisch zu überprüfen.JV