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- Bei der Thermischen Desinfektion einer Trinkwasser-Installation sind die Legionellenbekämpfung (nach DVGW-Arbeitsblatt W511) bei einer festgestellten Kontamination und die Legionellenprophylaxe als regelmäßige, vorbeugende Maßnahme zu unterscheiden.
- Beide Maßnahmen können über elektronische Mischer mit entsprechenden Funktionen ihrer Regler durchgeführt und überwacht werden.
- In sensiblen Bereichen kann während einer Thermischen Desinfektion zur Legionellenprophylaxe der Verbrühungsschutz an Entnahmestellen ohne eigenen Verbrühungsschutz dieser durch einen thermischen Auslaufstopp gewährleistet werden.
Die Anforderungen an die Trinkwasserqualität sind zu Recht hoch: Nur so kann es bedenkenlos von allen Personen – zum Trinken, Kochen, Waschen und zur Körperhygiene – benutzt werden. Gemäß Trinkwasserverordnung (TrinkwV) muss es „so beschaffen sein, dass durch seinen Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit insbesondere durch Krankheitserreger nicht zu besorgen ist“1).
Um dies zu gewährleisten, hat der Gesetzgeber in der TrinkwV Grenz- und Richtwerte festgelegt, die an mehreren Stellen in unterschiedlichem Umfang regelmäßig überprüft werden müssen. So ist in der TrinkwV seit 2011 auch ein technischer Maßnahmenwert für Legionellen verankert, der 100 KBE (koloniebildende Einheiten) in 100 ml Wasser beträgt.
Wird dieser Wert (für ein geringes Infektionsrisiko) überschritten, sind Maßnahmen einzuleiten (sofortiger Handlungsbedarf besteht bei einer Kontamination ab 10000KBE/100 ml.). Eine von mehreren Möglichkeiten zur Legionellenverminderung ist die Thermische Desinfektion (nach DVWG-Arbeitsblatt W 551) von Trinkwassererwärmungs- und Trinkwasserleitungsanlagen. Gleichzeitig kann durch eine vorbeugende Thermische Desinfektion (Legionellenprophylaxe oder: periodische Thermische Desinfektion beziehungsweise Legionellenschaltung) das Vermehren von Legionellen verhindert werden, wobei diese Maßnahme nur den Zirkulationskreislauf erfasst.
Hohe Temperaturen töten Legionellen
Legionellen kommen weltweit im Süßwasser vor. Maßgeblich für die Gesundheitsgefährdung ist ihre Konzentration (Menge) im Wasser und ihr Vordringen über inhalierte Aerosole in die tiefen Lungenabschnitte; das Trinken von legionellenhaltigem Wasser gilt für Personen mit intaktem Immunsystem nicht als Gesundheitsgefahr.
Ab einer Wassertemperatur von 20 °C beginnt das Aufkeimen der stäbchenförmigen Bakterien, bei 30 bis 45 °C haben sie ideale Vermehrungsbedingungen, ab 50 °C ist eine Vermehrung kaum noch möglich. Erst ab ca. 60 °C setzt eine nennenswerte Abtötung ein, bei 70 °C sterben Legionellen nach kurzer Zeit ab. Neben den technischen Maßnahmen zur Verringerung des Legionellenwachstums [1] und der Planung, der Ausführung und dem Betrieb der Anlagen nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik kann somit durch eine vorbeugende Thermische Desinfektion der Vermehrung von Legionellen entgegengewirkt werden.
Die TrinkwV definiert Großanlagen zur Trinkwassererwärmung als Anlagen, die einen Speicher-Trinkwassererwärmer oder zentralen Durchfluss-Trinkwassererwärmer jeweils mit einem Inhalt von mehr als 400 l haben – oder mindestens eine Rohrleitung zwischen dem Abgang des Trinkwassererwärmers und der Entnahmestelle mit einem Inhalt von mehr als 3 l (ohne den Inhalt einer Zirkulationsleitung)2) aufweisen. Bei solchen Großanlagen muss die Speichertemperatur (gemäß [1]) auf mindestens 60 °C gehalten werden. Bei Anlagen mit Zirkulation darf die Warmwassertemperatur im System nicht um mehr als 5 K gegenüber der Austrittstemperatur absinken und muss somit mindestens 55 °C betragen.
Es gibt allerdings Anlagen, die aus technischen oder betrieblichen Gründen auf diesem Temperaturniveau bis zu den Entnahmestellen nicht kontinuierlich betrieben werden können. Dann sollte jedoch das von der Zirkulation erfasste Leitungsnetz regelmäßig (wöchentlich bis täglich) durch höhere Temperaturen vorbeugend thermisch desinfiziert werden. Die Steuerung dieser Funktionen kann über ein elektronisches Regelsystem wie Legiomix Serie 6000 Abb. 2 von Caleffi erfolgen.
Elektronischer Mischer
Legiomix 6000 ist ein elektronischer Mischer zur programmierbaren Thermischen Desinfektion und ihrer Kontrolle. Das Mischventil übernimmt die komplette Temperaturregelung im Trinkwarmwasserkreislauf und sorgt im Normalbetrieb für eine konstante Warmwassertemperatur. Das Regelsystem mit Digitalregler Abb. 3 hat vier Betriebsarten:
Regeln: In dieser Betriebsart wird die Anwendungstemperatur (Sollwert) durch das Mischen von Wasser aus der zentralen Trinkwassererwärmungsanlage (in der Regel ein Speicher) und Kaltwasser eingehalten.
Desinfektion: Über den Digitalregler können die Desinfektionszyklen (Woche, Tag, Uhrzeit, Dauer) programmiert werden; meistens werden sie in Zeiten mit geringer Abnahme durchgeführt. Nach Beendigung der Desinfektionsphase werden die Einhaltung der eingestellten Parameter (Temperatur und Zeit) überprüft und die Daten in einer History-Datei gespeichert. Die für das Leitungsnetz erforderlichen Desinfektionstemperaturen und -zyklen müssen auf die Art und den Bestimmungszweck der Anlage abgestimmt werden. Folgende Richtwerte können als Grundlage dienen:
- 70 °C für eine Dauer von 10 min
- 65 °C für eine Dauer von 15 min
- 60 °C für eine Dauer von 30 min
Zusätzlich kann mit dem Digitalregler die Vor- und Rücklauftemperatur über entsprechende Fühler kontrolliert werden. Die Messung mit dem Zirkulationsfühler ermöglicht dabei die Kontrolle und Überprüfung der erreichten Temperatur im gesamten Leitungsnetz oder auch in Teilabschnitten.
Bei einer Thermischen Desinfektion zur Legionellenbekämpfung (im Sinne von DVGW-Arbeitsblatt W 551) muss die Wassertemperatur so eingestellt werden, dass sie an allen Stellen der Trinkwasser-Installation für mindestens drei Minuten mehr als 70 °C beträgt (der Speicher muss also über 70 °C aufgeheizt werden, einige Gesundheitsämter schreiben mindestens 75 °C vor). Dies ist zu prüfen und zu dokumentieren. Mindestens für drei Minuten muss dabei auch an jeder Warmwasserentnahmestelle Wasser mit mindestens 70 °C abfließen.
Spülen: Auf diese Betriebsart schaltet der Legiomix automatisch am Ende des Desinfektionszyklus. Sie ermöglicht es, die Warmwassertemperatur im Leitungsnetz schneller auf den Einstellwert abzusenken.
Thermoschock: Diese Betriebsart, die eine kurzzeitige Erhöhung der Warmwassertemperatur – analog des eingestellten Wertes zur Desinfektion – bewirkt, hat Vorrang vor allen anderen Funktionen. Sie ist eine Option, wenn eine Trinkwasser-Installation längere Zeit nicht benutzt worden ist.
Prädestiniert für Bestandsanlagen
Auslegung, Funktion und technische Merkmale des Legiomix prädestinieren ihn für die Nachrüstung bei Bestandsanlagen in Sportstätten, Hotels, Campingplätzen, Altenheimen, Krankenhäusern und Kliniken Abb. 4. Wird die Temperatur im Speicher angehoben, übernimmt der Mischer die Einhaltung und Kontrolle der Temperaturparameter (Wasserspeicher>60 °C, Warmwasserzirkulation>55 °C) mit der Möglichkeit, regelmäßig mit thermischen Maßnahmen einem Legionellenwachstum vorzubeugen.
Der Legiomix der Serie 6000 ist bis 2“ mit Gewindeanschlüssen und in einer Flanschversion (DN 65 und DN 80) erhältlich. Er ist ausgelegt für eine maximale Eingangstemperatur von 100 °C bei einem maximalen Betriebsdruck von 10 bar. Der Temperatureinstellbereich des Mischers beträgt 20 bis 65 °C, der Desinfektionstemperaturbereich 40 bis 85 °C.
Der Mischer erfordert eine Betriebsspannung von 230 VAC. Zusätzlich verfügt der Digitalregler über einen Akku, der bei Stromausfall die Funktion der Uhr sicherstellt. Ein Anschluss für Fernüberwachung und -steuerung ist optional erhältlich. Mit der Legiomix-Schnittstelle können Daten und Protokolle auf einen Computer oder die Gebäudeleittechnik übertragen werden. Daneben ist ein Verbrühungsschutz (Serie 6001) für Armaturen ohne eigenen Verbrühungsschutz erhältlich. Er wird direkt am Armaturenauslauf eingebaut, um mit einer Einstelltemperatur von 48 °C ±1 K Verbrühungen der Nutzer während der Desinfektionszeit durch eine Unterbrechung des Auslaufs auszuschließen. •
1) In der bis Fassung der Trinkwasserverordnung vom 21. Mai 2001 (BGBl. I S. 959) hieß es noch „Wasser für den menschlichen Gebrauch muss frei von Krankheitserregern, genusstauglich und rein sein.“ Abgelöst wurde diese in der Praxis nicht einzuhaltende (und in dieser Form auch nicht erforderliche) Anforderung erst ein Jahrzehnt später durch die Erste Verordnung zur Änderung der Trinkwasserverordnung vom 3. Mai 2011, BGBl I Seite 748.
2) Nach Trinkwasserverordnung zählen entsprechende Anlagen in Ein- und Zweifamilienhäusern nicht zu den Großanlagen zur Trinkwassererwärmung.
Literatur
[1] DVGW-Arbeitsblatt W 551 Trinkwassererwärmungs- und Trinkwasserleitungsanlagen; Technische Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums; Planung, Errichtung, Betrieb und Sanierung von Trinkwasser-Installationen. Bonn: wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser, Herausgeber: DVGW, April 2004
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Dietmar Stump
ist Redakteur und seit 1997 mit seinem Pressebüro DTS, 67551 Worms, selbstständig. Seine Themenschwerpunkte sind Sanitär, Heizung und erneuerbare Energien. Zudem ist er im Bereich Öffentlichkeitsarbeit tätig. dietmar.stump@t-online.de