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- Bei der energetischen Ertüchtigung des Paulus-Hauses aus den 1920er-Jahren wurde für den Erhalt der straßenseitigen Fassade auf der Innenseite mit Schaumglas gedämmt.
- Für die Raumheizung wurde eine Fußbodenheizung (38/30 °C) neu verlegt.
- Die Wärmeversorgung inklusive der Trinkwassererwärmung erfolgt monovalent über eine Sole/Wasser-Wärmepumpe und sieben Erdsonden mit 137 m Tiefe. Zuvor wurde ein Thermal Response Test durchgeführt.
Karl Reckmann hat zum „Klösterchen“, wie es im Bottroper Volksmund genannt wird, eine ganz persönliche Beziehung: Schon als kleiner Junge lief er täglich an dem Haus vorbei, in dem seinerzeit über 30 Ordensbrüder residierten – die Steyler Missionare, die hauptsächlich in Asien wirkten und vom Paulus-Haus aus ihre oft über Monate dauernden Reisen organisierten und sich hier anschließend wieder erholten. Doch auch in Bottrop war die „Societas Verbi Divini“ bekannt und aktiv – mit Gottesdiensten, Meditation und Beratungsgesprächen. Sie führte ein weltoffenes Haus, das gleichwohl alles besaß, was ein Kloster ausmacht, vom Altarraum über den Beichtstuhl bis hin zur Sakristei.
Im Wandel der Zeit jedoch verlor das Klosterleben an Bedeutung, die Ordensgemeinschaft im Paulus-Haus schrumpfte zusehends, schließlich zog der letzte verbliebene Bruder fort. „Hier muss etwas passieren“, dachte sich Reckmann, der in der Region die Gesundheitsdienste Reckmann inklusive Seniorenwohnheime betreibt. So entstand der Plan, das 1930 erstmals bezogene Gebäude zu erhalten, es energetisch zu sanieren und zu einer Seniorenwohnanlage auszubauen: zur Paulus-Haus-Residenz Abb. 1. Ausschlaggebend war nicht zuletzt die Lage des Klösterchens – mitten in Bottrop, fast im Stadtzentrum, dabei absolut ruhig gelegen und von einem parkähnlichen, 6000 m2 großen Garten mit teils altem Baumbestand umgeben.
Diese Chance ließ sich Karl Reckmann nicht entgehen, dessen Frau, Dr. Doris Klüter-Reckmann, das Anwesen erwarb. Die Planungen übernahm der Architekt Thomas Stratmann von VSI Generalplaner, Bottrop. Heute besteht die Paulus-Haus-Residenz aus zwei separaten Gebäuden, dem ehemaligen Kloster und einem nebenstehenden Neubau. Ein Gang im Souterrain verbindet beide Häuser und sichert den Bewohnern des Neubaus einen kurzen Weg zum Klösterchen, das auch Gemeinschaftsbereiche, wie Aufenthaltsraum, Speiseraum und Bibliothek für die gesamte Anlage vorhält. Die weitgehend einheitliche Klinkerfassade verbindet beide Gebäude optisch miteinander. Aufzüge für jeden der beiden Teile unterstützen die Barrierefreiheit und garantieren eine leichte Erreichbarkeit.
Altersgerechte Modernisierung
Die eigentliche Herausforderung aber bestand in der Sanierung des Klösterchens. Für einen Abriss und dichte Neubebauung hätten sich leicht Investoren gefunden in dieser optimalen City-Lage. Reckmann setzte ein anderes Konzept dagegen: „Wir wollten dieses Kleinod unbedingt schützen und dabei die straßenseitige Fassade erhalten, ebenso wie den herrlichen Park dahinter. Gleichwohl mussten im Haus selbst Umbauten den Anforderungen an modernes und altersgerechtes Wohnen Rechnung tragen – unter Beibehaltung gut erhaltener oder mit der Rekonstruktion schöner Details, etwa der Sprossenfenster, die den ursprünglichen, längst ausgetauschten Fenstern des Klösterchens nachempfunden sind.“ Hinzu kam, dass die Finanzierung eines solchen Gebäudes durch entsprechende Fördermittel flankiert werden sollte, die nur bei der Einhaltung des KfW-Standards gewährt werden.
In enger Absprache mit dem Denkmalschutz leitete Architekt Thomas Stratmann die Sanierung. Mehr als ein Jahr hat es gedauert, das alte Paulus-Haus zu entkernen, der Keller war teils feucht und marode, hier musste umfassend abgedichtet werden. Vorhandene Decken wurden abgehängt und anschließend zusätzlich wärme- und schallisoliert. Auf dem vorhandenen Estrichboden wurde eine Fußbodenheizung verlegt und ein neuer Estrich eingebracht – die vorhandenen Raumhöhen im Gebäude machten solche Eingriffe möglich. Da die Außenfassade original erhalten bleiben musste, wurde die gesamte Wärmedämmung innen mit Schaumglas aufgebracht. Die Fenster und Gauben sollten möglichst groß werden – sie wurden optisch dem Originalzustand von 1930 angepasst, teilweise dahin zurückgebaut.
Elf alters- und behindertengerechte Wohnungen sind im Klösterchen entstanden, die gleiche Zahl kommt im Neubau hinzu, jeweils zwischen 38 und 105 m2 groß und nach den gleichen Standards ausgestattet. Der besondere Charme dabei: Man kann dort ausschließlich Mieter sein, kann aber auch Unterstützung jeder Art in Anspruch nehmen – Essen, Putzen, Pflege – organisiert von den Gesundheitsdiensten Reckmann. „Wir wollen Menschen das Angebot machen, so lange wie möglich in der eigenen Wohnung zu leben und eigenständig zu bleiben. Gleichzeitig wollen wir unsere Mieter absichern und ihnen die Gewissheit geben, dass jemand für sie da ist und auch für sie sorgt.“ Sogar die Bürgermeisterin zeigte sich angetan: die Paulus-Haus-Residenz sei „eine Bereicherung für Bottrop“. Auch wegen des darin realisierten energetischen Konzepts.
Heizkonzept
„Geothermie war von Beginn an gesetzt, in diesem Punkt bin ich Überzeugungstäter“, sagt Reckmann. Bereits in anderen Objekten hat er damit positive Erfahrungen gesammelt, die Entscheidung bei der Paulus-Haus-Residenz fiel auf zwei Sole/Wasser-Wärmepumpen von Stiebel Eltron – eine für jedes Gebäude. Hinzugezogen wurde für die neue Wärmepumpenanlage der Fachplaner Bernd Oberheim, Planungsbüro für Haustechnik, Dorsten. Seine Berechnungen nach DIN EN 12831 ergaben: Für den Altbau musste eine Norm-Heizlast von 45 kW bei einer zu beheizenden Fläche von rund 900 m2 abgedeckt werden. Demzufolge wählte der Spezialist hier eine Sole/Wasser-Wärmepumpe WPF 52, die mit einem 1000-l-Pufferspeicher SBP 1000 E und einem 750-l-Trinkwarmwasser-Speicher SBB 751 und einer Trinkwasser-Ladestation TWS 40 von Stiebel Eltron kombiniert wurde Abb. 2.
Die Sole/Wasser-Wärmepumpe hat eine Wärmeleistung von etwa 56 kW (B0/W35) und arbeitet das ganze Jahr hindurch monovalent. Neben der Gebäudebeheizung übernimmt sie für die elf Seniorenwohnungen sowie für die beiden Küchen im Gemeinschaftsraum und im Büro auch die zentrale Warmwasserversorgung, hygienisch und bedarfsgerecht im Durchflussprinzip. Der Pufferspeicher versorgt die Fußbodenheizung, die Vorlauftemperatur beträgt hierbei 38 °C, die Rücklauftemperatur 30 °C (bei einer Außentemperatur von –10 °C).
Als Wärmequelle für die Sole/Wasser-Wärmepumpe wurde ein Erdsondenfeld mit sieben Bohrungen à 137 m Tiefe erschlossen. Die Realisierung der Erdsonden erfolgte nach einem vorausgegangenen Thermal Response Test. „Insgesamt hilfreich und in jedem Fall eine Top-Serviceleistung war die Betreuung durch Harald Schreer, Außendienstmitarbeiter bei Stiebel Eltron“, lobt Oberheim das Unternehmen. „Er hat unser Projekt über den gesamten Zeitraum begleitet – beratend in der Planungsphase, bauüberwachend während der Ausführung sowie bei Inbetriebnahme und Kontrolle.“
Im Kloster herrscht inzwischen wieder reges Leben – ein überzeugender Beleg dafür, dass intelligente Konzepte und engagiertes Handeln aus alten Mauern energieeffiziente und attraktive Gebäude machen, die gleichwohl ihren historischen Charme Abb. 3 bewahren. •
Weitere Fachberichte zum Thema enthält das TGAdossier Wärmepumpe: Webcode 718
Dipl.-Ing. Henning Schulz
ist Pressesprecher bei Stiebel Eltron, 37603 Holzminden, Telefon (0 55 31) 70 29 56 85, henning.schulz@stiebel-eltron.de, https://www.stiebel-eltron.de/de/home.html