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European Green Deal

Wärmepumpen sind No-regret-Maßnahme

Die Umstellung der Wärmeversorgung auf Wärmepumpen ist eine offenkundige technologische Notwendigkeit. Das ist kein Aussage der Wärmepumpenindustrie, sondern eine Empfehlung renommierter ­Wissenschaftler für die Ausgestaltung des European Green Deal.

Vor einem Jahr hatten 91 % von 751 Hausbesitzern bei einer forsa-Umfrage der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz angegeben, dass sie grundsätzlich die Wärmepumpe als Heizung weiterempfehlen. Eine bemerkenswerte Empfehlungsquote.

Auf Basis der weiteren Ergebnisse hatte die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz allerdings Maßnahmen zur Qualitätssicherung und für eine größere Marktverbreitung sowie einen umfassenden Umbau des Energieabgaben- und Steuersystems gefordert. Letzteres entwickelt sich mit der CO2-Bepreisung von Heizöl und Erdgas ab 2021 und einer Senkung / Begrenzung der EEG-Umlage über den Bundeshaushalt in diese Richtung.

Bei neuen Gebäuden sind Wärmepumpen bereits marktführend. Im Bestand ist dies bei weitem nicht der Fall. Mit dem novellierten Marktanreizprogramm sind Anfang 2020 über attraktive Förderkonditionen jedoch die wirtschaftlichen Voraussetzungen getroffen worden. Typische Beispiele in TGA 04- und 05-2020 zeigen, dass Wärmepumpen innerhalb von 15 Jahren deutlich niedrigere Gesamtkosten als der Weiterbetrieb alter Heizungen und konkur­rierende Neuanlagen aufweisen.

Parallel zum nationalen Klimaschutzprogramm 2030 hat sich die EU mit dem European Green Deal das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu wirtschaften. Ein wichtiger Baustein dafür ist eine Energiewende, die weg von der Nutzung fossiler Energie­träger und hin zur Gewinnung und Nutzung erneuerbarer Energien führt. Hierfür empfehlen die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina,
acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in ihrer Ad-hoc-Stellungnahme „Energiewende 2030: Europas Weg zur Klimaneutralität“ als Handreichung für den deutschen EU-Ratsvorsitz ab 1. Juli 2020 unter anderem mehr Wärmepumpen als „No-regret“-Maßnahme: Mehr Wärmepumpen ist also eine „offenkundig technologische Notwendigkeit“, die man nicht bedauern wird.

Die Autoren betrachten die Herausforderungen der Klimaschutzpolitik vor dem Hintergrund der durch die Coronavirus-Pandemie verursachten Krise. Um deren Folgen zu bewältigen, müssen Finanzmittel mobilisiert werden. Für den Klimaschutz werde es entscheidend sein, dass diese Mittel im Einklang mit dem Erreichen der Klimaschutzziele investiert werden. Hierfür haben die Wissenschaftler politische, technologische und regulatorische Maßnahmen identifiziert, die im Verbund eine Energiewende ermöglichen, ohne Wirtschaft und Gesellschaft zu überfordern.

Die Argumentation: Großskalig einsetzbare und ausbaubare Alternativen zu fossilen Energieträgern mit einem genügend hohen technologischen Reifegrad sind nur Photovoltaik und Windenergie. Der Ausbau dieser Energietechnologien sollte deshalb mit Nachdruck vorangetrieben werden – die bereitgestellte Energie werde in Zukunft in jedem Fall benötigt, es handelt sich damit um No-regret-Investitionen. Da der erneuerbare Strom immer mehr zur Hauptquelle der Energieversorgung in den meisten Sektoren wird, seien auch der weitere Ausbau elektrischer Anwendungen, vor allem Wärmepumpen für die Wärmeversorgung sowie die Elektromobilität inklusive der hierfür erforder­lichen Infrastruktur, No-regret-Maßnahmen.

So einfach ist das. Aber es gibt noch etwas mehr für eine erfolgreiche Energiewende im Gebäudesektor zu beachten, siehe: Wärmewende und Klimaneutralität: Was sich für Gebäude schnellstens ändern muss.

Jochen Vorländer
Chefredakteur TGA Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de

Alle TGAkommentare finden Sie im TGAdossier TGA-Leitartikel.