Der BWP sieht in der 65-%-Klausel für erneuerbare Energien bei neu installierten Heizungen ab 2025 im Ampel-Koalitionsvertrag ein Zeichen zum Aufbruch.
Klimaschutz und Energiewende haben einen deutlichen Schwerpunkt im Ampel-Koalitionsvertrag, die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen, sogar oberste Priorität (Die TGA-Themen im Ampel-Koalitionsvertrag). Trotzdem wird in dem Dokument an keiner Stelle die das Schlüsseltechnologie-Wort Wärmepumpe benutzt. Und trotzdem ist sie gesetzt, durch die „65-%-Klausel für erneuerbare Energien“ im Koalitionsvertrag.
Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) sieht mit ihr die Weichen für den Gebäudesektor gestellt. „Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 % erneuerbarer Energien betrieben werden […].“ Nähere Ausführungen macht der Koalitionsvertrag nicht. Inzwischen ist aber offiziell bestätigt, dass die Pflicht auch bei der Heizungsmodernisierung greifen soll (65 % erneuerbare Energien: Auch bei Heizungssanierung). Und „65 %“ ist als „mindestens 65 %“ zu verstehen.
++ 65-%-Klausel für erneuerbare Energien soll früher starten++
Nachtrag vom 24.03.2022: Der Ampel-Koalitionsausschuss hat in seiner Sitzung am 23. März 2022 beschlossen, dass die 65-%-Klausel für erneuerbare Energien ein Jahr früher greifen soll. „Wir werden jetzt gesetzlich festschreiben, dass ab dem 1. Januar 2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll.“
Weitere Infos: Entlastungspaket soll die Wärmewende beschleunigen
BWP-Geschäftsführer Martin Sabel: „Die Wärmewende im Neubau und Bestand wird mit dieser Vorgabe konkret und Heizungs-Wärmepumpen werden bei dieser Transformation eine zentrale Rolle spielen. Das ist ein deutliches Zeichen zum Aufbruch. Die Wärmepumpenbranche steht bereit. Entscheidend ist nun, Planungssicherheit zu schaffen, damit Hausbesitzer, Handwerk und Industrie wissen, worauf sie sich einstellen müssen.“
Drei Aspekte sind für den BWP dafür wesentlich:
● Die Ankündigung aus dem Koalitionsvertrag, den Strompreis durch den Wegfall der EEG-Umlage und eine Neuordnung der Steuern, Entgelte und Umlage deutlich zu entlasten, müsse unverzüglich umgesetzt werden – zudem sollten Verbraucher mehr Transparenz bezüglich der CO2-Bepreisung erhalten. Denn spätestens mit der Freigabe des nationalen Emissionshandelssystems ab 2027 werde dieser Kostenfaktor für Heizöl und Erdgas stark ins Gewicht fallen. Eine Neuordnung des Energiepreisgefüges bilde in vielen Bestandsgebäuden die Grundlage für den wirtschaftlich sinnvollen Wechsel zur Wärmepumpe.
● Das Förderregime der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) müsse zügig an die neuen Vorgaben angepasst werden, damit für Hausbesitzer schon jetzt ein Anreiz geschaffen wird, die ab 2025 geltenden Vorgaben zu erfüllen.
● Das Gebot zur Nutzung erneuerbarer Energien im Gebäudesektor müsse konkretisiert werden: Die Vorgaben für die Modernisierung und die Effizienzhausstandards im Neubau sollten im Sinne von Planungssicherheit so festgelegt werden, dass klar erkennbar ist, welche Heizungslösungen geeignet sind, um die 65 % erneuerbare Energie zu erreichen und welche nicht.
Für eine gute Entscheidung braucht es klare Perspektiven
Sabel: „Die Politik muss dafür sorgen, dass bereits in den kommenden drei Jahren möglichst Heizsysteme verbaut werden, die den neuen Ansprüchen genügen. Wer sich heute für ein Heizsystem entscheidet, welches die Anforderungen nicht erfüllt, wird mit dieser Heizung in den kommenden 20 Jahren leben müssen. Für eine gute Entscheidung braucht es klare Perspektiven, auch angesichts eines sich zeitnah ändernden Energiepreisgefüges.“
Wichtig sei außerdem, dass für Fachhandwerker, Planer und Energieberater Anreize geschaffen werden, sich verstärkt mit zukunftsfähigen Heizungssystemen auseinanderzusetzen. Die Ausbildung für SHK-Anlagenmechaniker berücksichtige insgesamt zu wenig klimaschonende Heizungstechnologien wie Wärmepumpen.
Planungssicherheit ist der wichtigste Baustein
Für die bestehenden Handwerksbetriebe müssen Anreize geschaffen werden, damit sie sich in Richtung Wärmepumpe weiterentwickeln und fortbilden, fordert der BWP. Es sollten außerdem neue Berufsbilder entwickelt werden, damit Fachkräfte nachrücken und jungen Menschen erkennen, was sie im Handwerk für die Energiewende bewegen können. Sabel: „Planungssicherheit ist hier der wichtigste Baustein und weitere Anreize seitens der Politik sind notwendig, um diesen Prozess zu beschleunigen.“ ■
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