Im Oktober 2024 hat die TGA+E-Redaktion auf Basis vorläufiger Daten und Abschätzungen über ein mutmaßlich ab 2025 vorliegendes WP-Strom-/Gaspreisverhältnis von 1,64 in Dettingen an der Erms berichtet. Nun folgt die Überprüfung der Prognose.
Im Rahmen der pflichtgemäßen Veröffentlichung der vorläufigen Netzentgelte leiteten wir im Herbst 2024 einen Fachbericht über die Erdgasversorgung ab 2025 in Dettingen an der Erms und von ErmstalEnergie (ErmstalEnergie Dettingen an der Erms GmbH & Co. KG) betriebene Verteilnetz so ein:
„Mit 1432 Zählpunkten, davon 1390 im Niederdrucknetz, versorgt das Gas-Netz von ErmstalEnergie nur etwa 0,01 % der Hausanschlüsse mit Standardlastprofil in Deutschland. Die Entwicklung beim noch vorläufigen Gas-Netznutzungsentgelt für 2025 könnte aber zeigen, was mittelfristig vielerorts mit unterschiedlicher Geschwindigkeit insbesondere in kleineren Verteilnetzen droht: deutlich steigende spezifische Gaspreise. Aus welchem Mix einer geringeren Abgabemenge und der Möglichkeit einer kürzeren Abschreibungszeit (KANU 2.0) und weiteren Faktoren sich die Netzentgelterhöhung in Dettingen an der Erms zusammensetzt, ist nicht bekannt. Es ist aber auch nur von sekundärem Interesse. Interessanter ist, was aus einer entsprechenden Erhöhung unmittelbar folgt und in Gang gesetzt werden kann.“
Angekündigt wurde für das Jahr 2025 ein Netznutzungsentgelt inklusive Messstellenbetrieb für eine Abnahme von 20 000 kWh/a von 1308 Euro (brutto) bzw. 6,54 Ct/kWh. Das ist mehr als der gesamte durchschnittliche Erdgaspreis in den Jahren 2014 bis 2020 (BDEW-Gaspreisanalyse). Die weiteren Komponenten sind Beschaffung, Vertreib und Marge, die Erdgassteuer, der CO2-Preis, die Konzessionsabgabe und die Gasspeicherumlage.
Nach der Analyse folgte am Ende des Fachberichts diese Einschätzung der Redaktion: „Für im Oktober 2024 neu abgeschlossene Lieferverträge liegt es [das WP-Strom-/Gaspreisverhältnis] bei 2,07 und würde 2025 auf 1,64 sinken. Für ein typisches selbstgenutztes Einfamilienhaus kann ein SGV von 2,5 oder kleiner signalisieren, dass die Kosten für den Wärmepumpenstrom so viel geringer sind, dass sich die höheren Investitionskosten in der Nutzungsdauer refinanzieren können.“
Anfang 2025 zeigt sich, dass das Pendel noch weiter in Richtung Wärmepumpe ausgeschlagen ist.
Prognostizierte Energiepreise …
Um es vorweg zu nehmen: Die vorläufigen Preise für die Netznutzung Gas und Strom für Dettingen an der Erms sind inzwischen unverändert bestätigt worden.
Mit diesen Daten, schon für 2025 bekannten Preisinformationen, einem eingefrorenen Wert für „Beschaffung, Vertrieb, Marge“ im Herbst 2024 auf Verivox angebotenen Energielieferverträgen (19. Oktober 2024) und einer eigenen Abschätzung zu weiteren Energiepreiskomponenten wurden folgende effektive Arbeitspreise inklusive aller Grundpreise abschätzend errechnet:
● 13,52 Ct/kWh für 20 000 kWh/a Erdgas und
● 22,11 Ct/kWh für 6200 kWh/a WP-Strom im Modul 2
Basis waren die jeweils drei günstigsten Angebote mit und ohne Boni und 12 Monaten marktüblich eingeschränkter Preisgarantie. Aus diesen Werten ergab sich ein WP-Strom-/Gaspreisverhältnis von aufgerundet 1,64.
… und tatsächliche Energiepreise Anfang 2025
Nach gleichem Schema aber nun lediglich mit einer rechnerischen Korrektur um die Modul-2-Reduzierung beim WP-Strom-Netzentgelt-Arbeitspreis ergeben sich Stand 11. Januar 2025 folgende effektive Arbeitspreise:
● 14,03 Ct/kWh für 20 000 kWh/a Erdgas und
● 22,26 Ct/kWh für 6200 kWh/a WP-Strom im Modul 2
Die Abweichungen zwischen Prognose und den tatsächlichen Preisen sind kleiner als die Unterschiede zwischen den 3 günstigsten Angeboten. Auf dem Preisstand 11. Januar 2025 ergibt sich ein WP-Strom-/Gaspreisverhältnis von aufgerundet 1,59.
Für den von der TGA+E-Redaktion häufig verwendeten Referenzfall eines Gasbezugs von 20 000 kWh/a und einer optimal eingestellten Gas-Heizung mit einem Jahresnutzungsgrad von 0,93 leiten sich für das Jahr 2025 folgen Heizenergiekosten für zwei unterschiedliche Jahresarbeitszahlen (JAZ) ab:
2806 Euro/a für die Gas-Heizung
1381 Euro/a für eine Wärmepumpe bei JAZ 3,0
1150 Euro/a für eine Wärmepumpe bei JAZ 3,6
Wärmepumpe vs. neue Gas-Heizung
Der Heizenergiekostenvorteil im Jahr 2025 beträgt somit 1425 bzw. 1656 Euro/a. Zum Vergleich: Mit einer Zahlung von 1200 Euro/a und einem Zinssatz von 5 % kann ein Annuitätendarlehen von rund 10 500 Euro innerhalb von 12 Jahren getilgt werden.
Nimmt man Gesamtleistungskosten von 34 000 Euro für eine Wärmepumpe und einen BEG-EM-Anspruch von 55 % Förderung für selbstnutzende Eigentümer inklusive Klimageschwindigkeits-Bonus von 20 % an, muss der Eigentümer 17 500 Euro selbst aufbringen. Abzüglich 10 500 Euro für das aus einem Teil des Heizkostenvorteils finanzierte Annuitätendarlehen dürfte die Erneuerung der Gas-Heizung somit maximal 7000 Euro kosten.
Zusätzlich verbleibt der nicht genutzte „laufende Heizenergiekostenvorteil“ von 225 bzw. 456 Euro/a beim Betreiber der Wärmepumpe. Ab dem 13. Betriebsjahr kann er den vollen Heizenergiekostenvorteil nutzen.
Wenn bei künftig steigenden Energiepreisen insbesondere der CO2-Preis maßgebend ist, wird der Heizenergiekostenvorteil für die Wärmepumpe weiter und deutlich steigen. Über die Eigenstromnutzung kann der Vorteil weiter erhöht werden.
In Baden-Württemberg kann bei kleineren Heizungsanlagen Erdgas mit einem Biomethananteil von mindestens 10 % als Teilerfüllung nach dem EWärmeG genutzt werden. Mit Stand 11. Januar 2025 würde dies für den Referenzfall Mehrkosten von 223 Euro/a bedeuten. Bringt man sie als höhere Zahlung für das Annuitätendarlehen ein, dürfte die Erneuerung der Gas-Heizung maximal 4800 Euro kosten.
WP vs. Weiterbetrieb alte Gas-Heizung
Nimmt man hingegen an, dass eine etwas ältere Gas-Heizung „einfach noch weiterbetrieben werden kann“, müsste man von einem Jahresnutzungsgrad von maximal 0,88 ausgehen. Dann würden sich ein Gasbezug von 21 136 kWh/a und eine Gas-Rechnung von 2966 Euro/a ergeben. Der Heizenergiekostenvorteil beträgt somit 1585 bzw. 1816 Euro/a.
Für einen gleichen laufenden Heizenergiekostenvorteil kann dann die Zahlung für das Annuitätendarlehen auf 1360 Euro/a und damit die Darlehenssumme auf 12 000 Euro erhöht werden. Der nicht genutzte Heizkostenvorteil von 225 bzw. 456 Euro/a verbleibt beim Betreiber der Wärmepumpe. Allerdings muss er zusätzlich 5500 Euro Eigenkapital einbringen. Da die „etwas älter Gas-Heizung“ jedoch auch irgendwann ersetzt werden muss, wäre ein ähnlicher Kapitaleinsatz unausweichlich.
Mit einer längeren Laufzeit von 14 Jahren könnte das zusätzlich aufzubringende Eigenkapital auf rund 4000 Euro verringert werden. Soll es null sein, müsste bei 14 Jahren Laufzeit die Zahlung rund 1770 Euro/a betragen. Angesichts der unvermeidlichen Erneuerung der alten Gas-Heizung ergibt sich auch dann ein finanzieller Vorteil bei einem Umstieg. Spürbar wird er allerdings erst ab dem 15. Betriebsjahr.
Hinweis: Für den Gesamtkostenvergleich im Lebenszyklus zwischen einer Gas-Heizung und einer Wärmepumpen-Heizung können zur Vereinfachung bei nicht einzelfallbezogenen Betrachtungen einige Kostenelemente zunächst entfallen. Es ist dann hinreichend genau, die Investitionskosten, die Finanzierungskosten, die Energiekosten und die Kosten der CO2-Bepreisung zu bilanzieren. Die nicht berücksichtigten Kostenelemente heben sich im Systemvergleich weitgehend gegenseitig auf und unterliegen keiner besonderen Dynamik. Man kann sie somit auch über einen fachlich fundiert ermittelten Aufschlag nachträglich bei den Gesamtkosten berücksichtigen, hier wurde ein Aufschlag von 0 Euro angenommen. ■
Quellen: Verivox, EmstalEnergie, Netze BW, eigene Berechnungen / jv
Im Kontext:
Wenn die Gas-Heizung über Nacht eine Fehlinvestition wird
Klimageld: Wie es sich bei Öl- und Gas-Heizungen auswirkt
Warum der Wärmepumpenhochlauf gefördert werden muss
Heizenergiekosten: Wärmepumpenstrom-/Gaspreis-Barometer
Wärmepumpen können mit KI effizienter betrieben werden