Kompakt informieren
- In einer Trinkwasser-Installation hat die Hygiene Priorität. Zu den Standardmaßnahmen gehört eine Temperatur von 60 °C am Austritt des Trinkwassererwärmers.
- Bei solchen Betriebstemperaturen müssen die Nutzer vor Verbrühung geschützt werden. Zusätzlich kann es erforderlich werden, die Warmwassertemperatur zur thermischen Desinfektion temporär auf mindestens 70 °C anzuheben.
- Mit einem Eckventil-Thermostat lassen sich der Verbrühungsschutz und eine thermische Desinfektion bei Waschtischarmaturen einfach realisieren.
Seit vielen Jahren wird regelmäßig über den Befall von Trinkwarmwasser-Installationen mit Legionellen berichtet. Die weltweit in Erd- und Gewässerproben nachweisbaren Bakterien (Legionella pneumophila) sind in geringer Konzentration ungefährlich. Bei Temperaturen zwischen 25 und 45 °C vermehren sie sich jedoch schnell und können – als Aerosol (Sprühnebel) eingeatmet – zu schwersten Lungenerkrankungen führen, insbesondere bei Menschen mit schwachem Immunsystem. In der Trinkwasser-Installation treten diese Aerosole speziell bei Duschen auf, weil das warme Wasser im Duschkopf in feine Tröpfchen zerteilt wird, die bei der Abkühlung vernebeln. Eine Gefährdung geht auch von schlecht gewarteten Klimaanlagen (mit Be- und/oder Entfeuchtung), Whirlpools und offenen Kühltürmen aus.
Mit der novellierten Trinkwasserverordnung1) wurde die regelmäßige Untersuchungspflicht auf Legionellen auf größere Wohngebäude (mit Großanlage/n [siehe unten] zur Trinkwassererwärmung und Duschen oder anderen Einrichtungen, in denen es zu einer Vernebelung des Trinkwassers kommt, § 14, Abs. 3, TrinkwV) ausgedehnt. Für öffentliche Gebäude gab es schon vor der im November 2011 in Kraft getretenen Novelle Untersuchungspflichten.
Werden bei den Untersuchungen zu hohe Legionellen-Konzentrationen vorgefunden, sind (Sanierungs- und) Desinfektionsmaßnahmen erforderlich, die entweder chemisch oder verfahrenstechnisch durch hohe Temperaturen erfolgen können. Für die thermische Desinfektion wird der Umstand genutzt, dass diese Bakterien sich bei Temperaturen bis 45 °C vermehren, bei höheren Temperaturen (je nach Einwirkzeit ab 60 °C) jedoch absterben.
Legionellenprophylaxe
Das DVGW-Arbeitsblatt W551 „Trinkwassererwärmungs- und Trinkwasserleitungsanlagen; Technische Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums; Planung, Errichtung, Betrieb und Sanierung von Trinkwasser-Installationen (April 2004)“ ist eine allgemein anerkannte Regel der Technik und somit durch Planer, Installationsbetriebe und Betreiber bei Planung, Installation und Betrieb einer Trinkwasser-Installation zu beachten.
Bei den Anforderungen an die Anlagenauslegung unterscheidet W551 zwischen Großanlagen und Kleinanlagen. Als Großanlagen werden Installationen definiert, bei denen der Trinkwassererwärmer einen Inhalt größer/gleich 400 l und/oder jede Rohrleitung zwischen Abgang des Trinkwassererwärmers und einer Entnahmestelle einen Inhalt von größer/gleich 3 l aufweist. Für diese Anlagen wird am Austritt des Trinkwassererwärmers eine Temperatur von (mindestens) 60 °C gefordert. Bei Zirkulationssystemen darf die Zirkulationstemperatur am Eintritt um nicht mehr als 5 K unterschritten werden. Auch für Kleinanlagen empfiehlt der DVGW, die Temperaturen am Trinkwasserwärmer auf 60 °C zu regeln – „Betriebstemperaturen unter 50 °C sollten vermieden werden“. Diese Anforderungen gelten für den üblichen Betrieb.
Bei einer festgestellten Kontaminierung wird durch die Gesundheitsämter eine Sanierung gefordert. Als Kontaminierung gilt ein Befund von mehr als 100 KBE (kolonienbildende Einheiten) in 100 ml Wasser. Wird in diesem Fall eine thermische Desinfektion durchgeführt, ist jede Zapfstelle für mindestens 3 min mit 70 °C heißem Wasser zu spülen. Hierbei muss das gesamte System mit allen Warmwasserzapfstellen desinfiziert werden, die Bedingungen sind also auch an allen Waschtischen einzuhalten.
Thermostat als Verbrühungsschutz
Die vorgeschriebenen bzw. empfohlenen hohen Betriebstemperaturen vermindern zwar das Legionellenwachstum, stellen aber ohne Schutzkonzept auch eine Verbrühungsgefahr für die Benutzer dar. Allgemein gilt, dass zum Schutz vor Verbrühung eine Begrenzung der Auslauftemperatur auf maximal 45 °C (je nach Anforderung auch maximal 38 °C) erforderlich ist. Denn speziell bei Kindern, Senioren sowie in Krankenanstalten muss mit einer Fehlbedienung gerechnet werden und auch eine Fehlbedienung durch Helfer ausgeschlossen werden.
Um diesen Anforderungen bei der Verwendung oder der Weiterverwendung von Zapfarmaturen ohne entsprechende Funktionen gerecht zu werden, hat Schell einen Eckventil-Thermostat entwickelt, der die Warmwassertemperatur für Waschtischarmaturen „unter Tisch“ thermostatisch begrenzt Abb. 1. Er wird in erster Linie in Großprojekten eingesetzt, bei denen wegen der Legionellenproblematik hohe Trinkwarmwassertemperaturen (60 °C) gefahren werden (müssen). Dazu zählen:
- Krankenanstalten und Kliniken
- Altenpflegeeinrichtungen
- Hotel- und Ferienanlagen
- Freizeiteinrichtungen (Schwimmbäder)
- Sportstätten (Turnhallen)
- Schulen und Kindergärten
- Raststätten, Flughäfen und Bahnhöfe
- Betriebsstätten und Verwaltungsgebäude
- größere Miet- und Eigentumsobjekte
Die Bauform der Waschtischarmatur hinter dem Eckventil-Thermostat ist unerheblich. Es eignen sich alle Ein- und Zweigriffarmaturen sowie Elektronik- oder Selbstschlussarmaturen. Lediglich bei offenen Untertischspeichern (Niederdruckspeicher) ist der Einsatz nicht möglich. Hier kann durch Aufheizen des Speichers ebenfalls eine thermische Desinfektion erreicht werden.
Der Eckventil-Thermostat von Schell kann aber auch installiert werden, wenn der Betreiber eine Begrenzung der Auslauftemperatur vornehmen will, um die Warmwasserkosten zu verringern. So könnte zum Beispiel in öffentlichen Sanitärräumen die Wassertemperatur zum Händewaschen auf 30 °C begrenzt werden. Eine besonders wirtschaftliche Alternative ist für diesen Zweck die Kombination einer Kaltwasserarmatur (z.B. Schell Petit SC mit Selbstschlussfunktion) mit dem Eckventil-Thermostat. So kann mit geringem Einsatz eine fix vorgegebene Temperatur realisiert werden.
Verrohrungsset vereinfacht Installation
Die nachträgliche Montage von Eckventil-Thermostaten kann an fast allen bestehenden Anlagen durchgeführt werden. Er wird auf das Warmwasser-Eckventil montiert und die Rohrleitung mit der Kaltwasserseite verbunden. Dies geschieht am einfachsten mit dem Schell-Verrohrungsset aus Kupferrohr. Bei außergewöhnlichen Installationsgegebenheiten – wenn beispielsweise Anschlüsse sehr weit auseinander stehen – kann die Anbindung auch mit flexiblen Schläuchen, wie Clean-flex S (hygienisch unbedenklich mit W270- und KTW-A-Zulassungen sowie spannungsriss- und wechseltemperaturbeständig bis 90 °C) von Schell ausgeführt werden.
Der Thermostat ist sofort betriebsbereit und auf eine maximale Warmwassertemperatur von ca. 39 °C voreingestellt. Für andere Temperaturen wird nach dem Abziehen der Schutzkappe und Lösen der Inbusschraube das Handrad verstellt, bis die gewünschte Temperatur am Thermometer abgelesen werden kann. Um unsachgemäße Änderungen zu vermeiden, wird die Position mit der Inbusschraube gesichert und die Schutzkappe aufgesetzt.
Thermische Desinfektion
Bei häufig auftretenden Kontaminationsverhältnissen kann durch die Gesundheitsämter auch eine regelmäßig wiederkehrende Desinfektion angeordnet werden. Mit dem Eckventil-Thermostat ist dies ohne Verzicht auf den Verbrühschutz und ohne weitere Maßnahmen möglich.
Nach dem Abziehen der Schutzkappe wird mit einem mitgelieferten Schnellspannhebel der Regelthermostat vom Warmwassersitz abgehoben Abb. 2, sodass Warmwasser mit der im Netz anstehenden hohen Temperatur an der Zapfstelle austreten kann. Diese Arbeiten dürfen jedoch nur durch eingewiesenes Personal erfolgen, da hierbei eine erhöhte Verbrühungsgefahr besteht. Nach erfolgter Desinfektion wird der Hebel entfernt. Sobald die Schutzkappe aufgesetzt ist, kann wieder Wasser mit der ursprünglich eingestellten Temperatur gezapft werden.•
1) Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung – TrinkwV 2001), Bekanntmachung vom 28. November 2011 (BGBl. I S. 2370), durch Artikel 2 Absatz 19 des Gesetzes vom 22. Dezember 2011 (BGBl. I S. 3044) geändert worden ist. Download über den Webcode 346108
Artikel mit ähnlichen Themen enthält das TGAdossier Trinkwasserhygiene: Webcode 1057
Wichtig für TGA-Planer, Anlagenbauer und Bauherren
TGA-Planer: Bei der Planung und Sanierung einer Trinkwasserinstallation müssen bei vielen Gebäudearten der Verbrühungsschutz und die Möglichkeit einer einfach durchzuführenden thermischen Desinfektion realisiert werden.
Anlagenbauer: Der Eckventil-Thermostat von Schell kann mit geringem Installationsaufwand fast allen Waschtischarmaturen vorgeschaltet werden.
Bauherren: Trotz aller Sorgfalt muss immer mit einer Legionellen-Kontamination gerechnet werden. Der Schaden lässt sich finanziell und zeitlich begrenzen, wenn die Trinkwasser-Installation eine fachgerechte thermische Desinfektion ermöglicht.
Klaus Held
ist Leiter des Produktmanagements bei Schell Armaturentechnologie, Olpe, http://www.schell.eu