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Erneuerbare Energien haben im 1. Quartal 2025 rund 47 % des Bruttoinlandsstromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
Insgesamt erzeugten Erneuerbare-Energien-Anlagen von Januar bis März 2025 rund 63,5 TWh (Mrd. kWh) Strom – rund 16 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Rückgang hat witterungsbedingte Ursachen. Vor allem aufgrund der windschwachen Monate Februar und März ist die Stromerzeugung aus Windenergie im 1. Quartal 2025 zurückgegangen.
Dies gilt sowohl für die Windkraft an Land als auch auf See. Die Stromproduktion durch Windenergieanlagen auf See sank um 31 % und an Land um 22 %. Seit April 2024 wurden insgesamt 872 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 4,3 GW zugebaut. Bei vergleichbaren Witterungsbedingungen wäre die Stromerzeugung aus Wind somit deutlich gestiegen. Ein niederschlagsarmer Februar und März sorgten auch bei der Wasserkraft für einen Rückgang um etwa 26 %. Positiv entwickelte sich hingegen die Stromerzeugung aus Photovoltaik: Der weitere Zubau von Solaranlagen sowie ein überdurchschnittlich sonniger März sorgten für einen spürbaren Anstieg der Solarstromerzeugung im 1. Quartal 2025 um rund 32 %.
Die Erzeugungszahlen im Einzelnen
Im 1. Quartal 2025 lag die Bruttostromerzeugung bei 132,4 TWh – ein Rückgang um 2,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum (2024-Q1: 136,2 TWh). Dem stand ein Bruttostromverbrauch von 135,3 TWh gegenüber (2024-Q1: 135,4 TWh). Insgesamt wurden 63,5 TWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (2024-Q1: 75,9 TWh). Davon stammten rund
● 26,5 TWh aus Wind an Land,
● 6,8 TWh aus Wind auf See,
● 13,3 TWh aus Photovoltaik,
● 11,1 TWh aus Biomasse und
● 4,2 TWh aus Wasserkraft.
Aus konventionellen Energieträgern wurden 68,9 TWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es 60,2 TWh.
Ökostromanteil: Zwei Berechnungsmöglichkeiten
Der Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch im 1. Quartal 2025 beträgt 46,9 %. Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab.
Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten Strommengen. Der Anteil Erneuerbarer Energien im 1. Quartal 2025 auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt 47,9 %.

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Exkurs
Die Summe aus Nettostromerzeugung und Stromimporten ergibt das Stromaufkommen. Abzüglich der Stromexporte und des Pumpstromverbrauchs für Pumpspeicherkraftwerke erhält man den Bruttostromverbrauch. Werden hiervon noch die im Stromnetz anfallenden Übertragungsverluste (Leitungsverluste, Verluste im Umspannwerk etc.) abgezogen erhält man den Nettostromverbrauch (auch Endenergieverbrauch). Die Nettostromerzeugung errechnet sich aus der Bruttostromerzeugung („Generatorklemme“) abzüglich Kraftwerkseigenverbrauch.
„Wir brauchen Anreize für wasserstofffähige Gaskraftwerke“
Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung: „Wind- und Solarenergie leisten mittlerweile einen zentralen und stetig wachsenden Beitrag zur Deckung unseres Strombedarfs – das ist ein großer Erfolg der Energiewende und zeigt, wie leistungsfähig die Erneuerbaren heute bereits sind. Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren schwankt mit der Witterung. Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten und Stromspitzen auch preislich zu nutzen, brauchen wir neben dem Zubau von Erneuerbaren mehr Speicher, mehr Flexibilitäten und steuerbare wasserstofffähige Gaskraftwerke.

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Dafür muss die neue Bundesregierung in den ersten 100 Tagen ein neues Gesetz mit verlässlichen Investitionsanreizen auf den Weg bringen, um den zügigen Ausbau steuerbarer Kraftwerkskapazitäten anzustoßen. Gleichzeitig müssen wir das Energiesystem als Ganzes im Blick behalten: mit deutlich mehr Speichern, neuen Flexibilitäten auf Erzeuger- und Verbraucherseite und einem Strommarkt, der die Bereitstellung von Flexibilität attraktiv macht. Nur so gelingt die sichere und nachhaltige Transformation unseres Energiesystems.“
Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW: „Die Zahlen unterstreichen einmal mehr: Windenergie und Photovoltaik sind DIE Säulen unserer Energieversorgung – heute und noch mehr in Zukunft. Um Versorgungssicherheit trotz witterungsabhängiger und auch saisonaler Schwankungen jederzeit gewährleisten zu können, muss der dynamische Ausbau der Erneuerbaren durch einen ebensolchen Ausbau der Infrastrukturen und Flexibilitätsoptionen flankiert werden.
Gerade grünem Wasserstoff kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: er verwertet erneuerbare Stromspitzen, speichert Energie kurzfristig oder saisonal und stützt in Kombination mit flexiblen Wasserstoffkraftwerken das Stromsystem. Daneben ist er der treibhausgasneutrale Brenn- und Rohstoff, der für die Transformation der Industrie und Teile des Verkehrs benötigt wird. Hier muss die neue Bundesregierung den Ausbau dringend forcieren.“ ■
Quellen: BDEW, ZSW / jv
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