Erneuerbare Energien haben im ersten Halbjahr 2007 weiter kräftig zugelegt. Die „Erfolgsmeldung“ des Bundesumweltministeriums (BMU) erfordert allerdings eine differenzierte Betrachtung. Beispielsweise ist im ersten Halbjahr die Windstromproduktion um 62% gestiegen, die Entwicklung resultiert aber überwiegend aus günstigen Windverhältnissen und nur minimal aus dem Zubau von Windrädern. Unter Einbeziehung von Wasserkraft, Biomasse und Sonne prognostiziert das BMU bis zum Jahresende ein Beitrag von rund 14% am Bruttostromverbrauch.
Auf Wind gebaute Prognosen
Formal hätte Deutschland damit schon heute seine Zielmarke für Strom aus erneuerbaren Energien - einen Anteil von 12,5% am Bruttostromverbrauch bis zum Jahr 2010 - deutlich überschritten. Allerdings ist die Berücksichtigung überdurchschnittlicher Winderträge wenig seriös, vor allem wenn Umweltminister Sigmar Gabriel sie politisch ausschlachtet. Der Bundesumweltminister heute in einer Pressmitteilung zu der 14-%-Prognose: „Die erneuerbaren Energien sind ein Erfolg, der sich nicht nur fortsetzt, sondern sogar verstärkt. Es ist mehr als realistisch, dass wir auch das Ziel für 2020, mindestens 20%, bei weitem überschreiten werden. Das zeigt, wie gut das Erneuerbare-Energien-Gesetz wirkt.“
Mehrere Sondereffekte
Dass das Gesetz den Wind nicht beeinflussen kann, folgt dann in der Pressemittelung erst ganz am Ende: „Diese erste grobe Schätzung basiert auf der Annahme eines ähnlich hohen Stromverbrauchs im Jahr 2007 wie in 2006 und normalen meteorologischen Bedingungen im zweiten Halbjahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch bei 10,4%, im Jahr 2006 bei 12%. 2000 hatte er noch bei 6,3% gelegen.“ Tatsächlich ist der Stromverbrauch in den ersten vier Monaten durch den ausgefallenen Winter allerdings um 9% gesunken, so dass die Bilanz am Jahresende durch mehrere Sondereffekte eine technisch nicht abgedeckte Entwicklung vortäuschen könnte.
Daten zur Entwicklung der erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2006 finden sich in der BMU-Broschüre Erneuerbare Energien in Zahlen. ToR
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