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Energiemanagement im Hotel

100 % Eigenverbrauch durch intelligente Energieverteilung

Bild 1 Das Hotel Werdenfelserei in Garmisch-Partenkirchen ist schon äußerlich ein echter Hingucker.

Günter Standl / guenterstandl.de

Bild 1 Das Hotel Werdenfelserei in Garmisch-Partenkirchen ist schon äußerlich ein echter Hingucker.

Ambitionierte Gastgeber realisierten das Hotel Werdenfelserei in rund 15 Monaten Bauzeit. Neben traditionellen Materialien und Bauweisen setzt man durchgängig auf moderne Technik. Intelligentes Energiemanagement unterstützt die Betreiber in allen Hotelbereichen.

Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Die Bauherren des Hotels Werdenfelserei setzten neben neu interpretierten regionalen Bautraditionen auf energiesparende und automatisierte Gebäudetechnik sowie die Eigenstromerzeugung mit Photovoltaik.
■ Durch die 95-kWp-Photovoltaik-Anlage konnte eine Eigenverbrauchsquote von 100 % bei einer 25%igen Deckung des Strombedarfs erzielt werden.
■ Die Leistung der Photovoltaik-Anlage wird auf Modulebene überwacht. Probleme werden so frühzeitig erkannt. Über das Monitoringsystem hat der Betreiber auch den aktuellen Ertrag und Verbrauch im Blick und kann tägliche, monatliche oder jährliche Statistiken einsehen.
 

Die Bauweise des Hotel Werdenfelserei in Garmisch-Partenkirchen erinnert stark an traditionelle regionale Heuscheunen und bäuerliche Nutzbauten. Eines der herausragenden Merkmale ist die Stampfbetonwand, die das Gebäude rahmt.

Mit dem Beton wurden viele heimische Holzarten kombiniert: Fichte in den Vollholzwänden, die Fassade aus Lärche, die Betten und der Wellnessbereich aus Zirbe. Innen wie außen Holz wohin das Auge blickt. Der Baustoff dominiert das architektonische Erscheinungsbild und macht die hochwertige Bauweise für die Gäste sicht- und fühlbar.

Technisch sind die Eigentümer auf modernen Pfaden unterwegs – insbesondere um das Haus auch wirtschaftlich betreiben zu können. Angeschlossen ist das Gebäude an das Fernwärmenetz (Biogasanlage) von Garmisch-Partenkirchen und bezieht zudem Ökostrom. Insgesamt unterschreitet der ressourcenschonende Hotelbau den Energiebedarf des bei der Baugenehmigung vorgegebenen EnEV-Werts erheblich. Dies geschieht durch das Ineinandergreifen vieler energiesparender Maßnahmen und einer systematisch durchdachten Planung.

LED-Technik und KNX-Lichtsteuerung

Bild 2 Ungewöhnlich ausgestattet – doch durchgängig nachhaltig. Hotelgäste legen zunehmend Wert auf die Ökobilanz ihrer Herberge.

Günter Standl / guenterstandl.de

Bild 2 Ungewöhnlich ausgestattet – doch durchgängig nachhaltig. Hotelgäste legen zunehmend Wert auf die Ökobilanz ihrer Herberge.
Bild 3 Das Gebäude ist auch innen unverwechselbar – die Suiten sind mit besonderen Details ausgestattet – aber immer auch mit Holz gestaltet.

Günter Standl / guenterstandl.de

Bild 3 Das Gebäude ist auch innen unverwechselbar – die Suiten sind mit besonderen Details ausgestattet – aber immer auch mit Holz gestaltet.

In allen öffentlichen Bereichen des Hotels wurde die Beleuchtung mit LED-Technik realisiert. Insgesamt sind das über 2000 LED-Spots und rund 600 m LED-Bänder sowie zahlreiche zusätzliche dekorative und technisch anspruchsvolle Leuchten. Diese Ausrüstung ermöglicht eine deutliche Einsparung an elektrischer Energie. „Im Vergleich zur früher häufig genutzten Halogen-Technik ist die Leistungsaufnahme um rund 85 % niedriger“, berichten die beteiligten Fachplaner für Elektrotechnik.

Die Lichtsteuerung erfolgt durch eine Kombination aus KNX-Steuerung und Bewegungsmeldern. War es lange üblich, zahlreiche Zeituhren in verschiedenen Verteilerkästen fortlaufend einzustellen, gelingt dies heute wesentlich einfacher und übersichtlicher über die Steuerung mit zentraler Benutzeroberfläche. Die Lichtstimmungen können – auch über ein Mobiltelefon – eingestellt werden. So lassen sich neben der Automatik ausgewählte Räume nach Wunsch vor Ort lichttechnisch in Szene setzen.

Der Seminarraum wurde mit LED-Lichtreflektor-Leuchten aus dem Lichttechniklabor von Bartenbach ausgestattet. Die neueste Generation der LED-Reflektoren mit filigranen Abmessungen von 22 × 22 mm erzeugt eine optimale Beleuchtung bei Blendungswerten von UGR < 18 und liefert Licht mit einem Wirkungsgrad von 96 % besonders wirtschaftlich. Mittels Tuneable White kann das Licht im Seminarraum von 2700 K im Lichtausdruck „warmweiß“ bis hin zu 5700 K „tageslichtweiß“ stufenlos geregelt werden. Eine Wohltat für konzentriert und zielgerichtet arbeitende Tagungsgäste.

Im Vollschutz überwacht

Das gesamte Hotel wird mit einer Brandmeldeanlage von Siemens im sogenannten „Vollschutz“ überwacht. Hinsichtlich einer Brandfrüherkennung ist dies die höchste Ausbaustufe und bietet dem Gast größtmögliche Sicherheit. Im Verdachtsfall werden Feuerschutzmaßnahmen automatisch eingeleitet, die Feuerwehr systematisch direkt alarmiert und das Gebäude evakuiert.

Zur automatischen Brandbekämpfung wurde im gesamten Haus eine Feinsprühsprinkleranlage installiert, was die Sicherheit signifikant erhöht und Wasserschäden durch Löschwasser minimiert. Zu den Balkon-Saunas der SPA-Suiten wurde wegen der Frostgefahr eine separate Trockenleitung verlegt. Diese füllt sich erst im Bedarfsfall.

Bild 4 Der Status der Photovoltaik-Anlage wird in Echtzeit abgebildet – hier ein Problemhinweis für ein einzelnes Modul.

SolarEdge

Bild 4 Der Status der Photovoltaik-Anlage wird in Echtzeit abgebildet – hier ein Problemhinweis für ein einzelnes Modul.

Eine Fluchtwegorientierungsbeleuchtung sorgt neben der Sicherheitsbeleuchtung dafür, dass sämtliche Bereiche geordnet und panikfrei verlassen werden können. Im Haus wurden zudem die Stromkreise mit Fehlerlichtbogen-Schutzeinrichtungen (AFDD, „Brandschutzschalter“) ausgerüstet. Parallele und serielle Fehlerlichtbögen sind häufig verantwortlich für Brände, die durch elektrische Anlagen verursacht werden.

Fehlerlichtbögen entstehen durch die fehlerhafte Isolierung aktiver Leiter oder durch lose elektrische Verbindungen. Bei einem seriellen Lichtbogen ist kein Ableitstrom zur Erde vorhanden, deshalb können Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD) diese Fehler nicht erkennen. Ein AFDD detektiert seriell und parallel zum Verbraucher auftretende Fehler, indem er den Spannungs- und Stromverlauf über die gesamte Zeit misst. So werden die bei Lichtbögen auftretenden hochfrequenten Abschnitte im Stromverlauf identifiziert und der AFDD schaltet im tatsächlichen Störfall den Stromkreis ab.

Lastspitzenmanagement

Ein Lastspitzenmanagement steuert im laufenden Betrieb alle großen Verbraucher so, dass möglichst geringe Stromspitzen auftreten. Ein Beispiel aus der Praxis: Wenn die Hotelküche im Hochbetrieb läuft, werden niederprioritäre Verbraucher kurzzeitig vom Netz genommen, beispielsweise die Saunen, die Ladestationen und andere ähnliche Verbraucher. Dies geschieht temporär ohne nennenswerten Komfortverlust. Die Herstellungs- und Betriebskosten werden dadurch aber wesentlich verringert.

Monitoring der Photovoltaik-Anlage

Bild 5 Die im Anlagenlayout dargestellte Systemleistung ermöglicht eine Überwachung auf Modulebene und Probleme auf einer virtuellen Sitemap zu lokalisieren. Wartungskosten werden so gesenkt und der Ertrag des Systems gesichert.

SolarEdge

Bild 5 Die im Anlagenlayout dargestellte Systemleistung ermöglicht eine Überwachung auf Modulebene und Probleme auf einer virtuellen Sitemap zu lokalisieren. Wartungskosten werden so gesenkt und der Ertrag des Systems gesichert.

Auf dem Dach der Werdenfelserei befand sich schon zur Inbetriebnahme im Jahr 2018 eine Photovoltaik-Anlage, die im Frühjahr 2022 erweitert wurde. Mit 95 kWp erzeugt sie jetzt mindestens 25 % des elektrischen Energiebedarfs. Seit die Anlage in Betrieb ist, wurde eine Eigenverbrauchsquote von 100 % erreicht, die gesamte Stromerzeugung konnte direkt im Haus verbraucht und genutzt werden. Durch ein Monitoringsystem hat der Betreiber stets den aktuellen Ertrag und Verbrauch im Blick und kann tägliche, monatliche oder jährliche Statistiken einsehen.

Das Monitoring bietet einen umfassenden Überblick über die Leistung auf Modulebene. Der Hotelbetreiber erhält so Fehlermeldungen zu leistungsschwachen PV-Modulen und kann schnell für Abhilfe sorgen. Die Übertragung des Anlagenstatus erfolgt in Echtzeit und kann ortsunabhängig auf dem PC oder mobilen Geräten eingesehen werden.

Die Plattform von SolarEdge ermöglicht kostenfrei eine umfassend transparente Überwachung der Photovoltaik-Stromproduktion. Der Ertrag, der gesamte Stromverbrauch und der vorrangig interessante Eigenverbrauch im Haus werden dargestellt.

www.werdenfelserei.de  www.planungscompany.at  www.solaredge.com

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Eva Mittner
ist Redakteurin und freiberufliche Fachjournalistin, spezialisiert auf Architektur, Bauwesen und Energieeffizienz, 84424 Isen, eva.mittner@gmx.de

Eva Mittner

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