„Wie teuer ist eine Wärmepumpen-Heizung? Selbst in der Branche variiert die Antwort fast um den Faktor 5. Das kann den Wärmepumpenhochlauf bei der nächsten Gelegenheit erneut ausbremsen. Darum müssen die Investitionskosten unter die Lupe.“
GV
Vor drei Jahren gab Dr.-Ing. Marek Miara in einem von Wolfgang Schmid, Fachjournalist für Technische Gebäudeausrüstung, München, geführten Interview auf die Frage „Die Effizienz einer Wärmepumpe ist [..] bisher mit das wichtigste Entscheidungskriterium. Was muss sich Ihrer Ansicht nach ändern?“ zu Protokoll:
„Die Steigerung der Effizienz ist zumeist mit hohen Investitionskosten verbunden. Ich sehe einen Trend zu einfacheren und einfach zu installierenden Wärmepumpen. Die heutigen Geräte sind bezüglich der Installation aus meiner Sicht noch zu aufwendig. Eine Wärmepumpe kostet aktuell etwa 10 000 Euro und die Installation nochmals 10 000 Euro. Die realen Preisen liegen momentan sogar noch höher. Das können wir uns auf Dauer nicht leisten. Mit solchen Preisen ist die Wärmepumpe nicht wettbewerbsfähig. Der hohe Preis für den Endverbraucher hängt jedoch auch mit der staatlichen Förderung zusammen. Fördergelder führen oft zu höheren Marktpreisen, auch bei der Wärmepumpe.“
Seitdem ist viel passiert. Russland hat die Ukraine angegriffen, was in der Folge zu einer Energie(preis)krise geführt und die Staatskasse nicht nur durch Energiepreisbremsen erheblich belastet hat. Eine wichtige Reaktion – die aber von ganz anderen Parolen übertönt wurde – der Bundesregierung war, die ohnehin geplante Anpassung des Gebäudeenergiegesetzes im Bereich Heizungsanlagen und Nutzung erneuerbarer Energien beim Heizen um ein Jahr vorzuziehen: Auch weil sich die Staatskasse weitere solcher Krisen nicht leisten kann.
Sorgen in der Gaskrise wurden schnell vergessen
Energiepreisgebremst ließ aber ab Sommer 2023 die Bereitschaft zur persönlichen Wärmewende wieder nach. Und die bemerkenswerte Leistung, die Gasversorgung schnell umzustellen, hat offensichtlich zum Abwürgen der Heizungswende beigetragen. Angst vor einer Wärmepumpe als Heizungslösung dürfte dabei nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Angst vor hohen Investitionskosten für eine Wärmepumpe dürften überwogen haben.
Für die Gestaltung des Wärmepumpenhochlaufs ist der Hinweis von Marek Miara aus dem Jahr 2021 weiterhin entscheidend, denn die Preise liegt heute deutlich höher als vor drei Jahren. In der Branche über Preise zu sprechen oder sogar in diesem Umfeld etwas zu fordern, ist kein Gewinnerthema.
Die echten Investitionskosten hervorheben
Damit die Wärmepumpe aber zum Selbstläufer wird, muss sich etwas tun. Ein erster Ansatz könnte sein, bei Angeboten und der Abrechnung von Heizungsmodernisierungen die Systemkosten separat auszuweisen. Mitunter stehen über dem Strich umfangreiche Leistungspositionen, die gar nicht zu der neuen Heizung gehören.
Auch die Abgrenzung von über das Heizen hinausgehender Funktionen könnte ein Ansatz sein. Erhöhen sich die Investitionskosten für eine komfortable Fernbedienung und eine kostengünstigere Fernwartung und eine die Betriebskosten senkende Fernoptimierung, muss die Vergleichsbasis Vollkosten und nicht Investitionskosten sein. Das gilt auch für die Effizienz steigernde Maßnahmen.
Überdimensionierung vermeiden
Ein weiterer Faktor ist die schwer zu unterdrückende Angst, dass irgendwann die Heizleistung einmal nicht ausreicht. Sie vergrößert die Wärmepumpe und tendenziell auch alle weiteren Anlagenkomponenten, erhöht die Investitions- und fast immer auch die Energiekosten und reduziert die Lebensdauer der Wärmepumpe. Dass trifft auch auf monovalente Wärmepumpenauslegungen (mit nur einer Maschine) für Gebäude zu, deren Heizlast erkennbar durch anstehende Sanierungen noch sinken wird.
Jochen Vorländer
Chefredakteur TGA+E Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de
Alle TGAkommentare finden Sie im TGAdossier TGA-Leitartikel
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