Wie teuer wird Erdgas? Eine Ankündigung zur Preisanpassung von RheinEnergie zeigt, worauf sich die Verbraucher einstellen müssen: 20 Ct/kWh und mehr.
Deutschland befindet sich mitten in einer Gasversorgungskrise. Das macht Erdgas im Großhandel momentan extrem teuer. Allerdings sind die aktuell um ein Vielfaches höheren Preise bei vielen Verbrauchern noch gar nicht angekommen. Eine Ankündigung von RheinEnergie zur Preisanpassung des Arbeitspreises für Erdgas ab Oktober 2022 zeigt, mit welchen Preissprüngen bisher noch nicht mit den hohen Gaspreisen konfrontierte Verbraucher rechnen müssen.
„Die RheinEnergie wird zum 1. Oktober [2022] ihre Preise für Erdgas deutlich anheben. Ursache dafür ist eine fast 450%ige Steigerung der Beschaffungskosten für Erdgas im Vergleich der Beschaffungsperiode 2021/22 zu 2022/23. Trotz eines Systems der langfristigen kontinuierlichen Beschaffung führt dies zu erheblich steigenden Preisen. […]
Bei unveränderten Grundpreisen steigt der Arbeitspreis für die verbrauchte Kilowattstunde Erdgas von 7,87 Ct/kWh um 10,43 Ct/kWh auf 18,30 Ct/kWh (brutto) ab dem 1. Oktober [2022].“
Preisentwicklung für zwei Musterhaushalte
In der Mitteilung verdeutlicht RheinEnergie anhand von zwei Beispielen, was die Preisentwicklung bedeutet:
In einer Wohnung mit 10 000 kWh Jahresverbrauch erhöhen sich die Jahreskosten auf rund 2002 Euro (vorher: rund 960 Euro), das ist eine Steigerung um etwa 108 %. Legt man den Grundpreis auf den Gasverbrauch um, beträgt der Gaspreis dann 20,02 Ct/kWh.
Bei einem Jahresverbrauch von 15 000 kWh (größere Wohnung oder kleines Einfamilienhaus) betragen die neuen Jahreskosten rund 2918 Euro (vorher: rund 1353 Euro), das sind knapp 116 % mehr. Legt man den Grundpreis auf den Gasverbrauch um, beträgt der Gaspreis dann 19,45 Ct/kWh.
„Erst der Markt, dann der Ukrainekrieg“
RheinEnergie: „Die Entwicklung der Energiepreise ist geprägt von mehreren Prozessen: Zunächst sorgte eine weltweit steigende Nachfrage für Erdgas infolge der wiedererstarkenden Wirtschaft nach der Coronavirus-Krise für stark steigende Preise. Die Gaspreise erreichten zum Jahreswechsel 2021/2022 bereits einmal Spitzenwerte. Diese Entwicklungen konnte die RheinEnergie aufgrund ihrer langfristigen Beschaffungsstrategie für die Kundschaft dämpfen.
Mit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich die Situation auf dem Erdgasmarkt nochmals deutlich verschärft. Die Lage ist aktuell äußerst volatil, zumal nicht klar ist, wie viel Erdgas in Zukunft noch aus Russland kommt. Alternative Beschaffung aus anderen Quellen, etwa sogenanntes LNG (verflüssigtes Erdgas) ist deutlich teurer als der bisherige Erdgasbezug über Pipelines.“
Es wird noch teurer werden
RheinEnergie weist in der Ankündigung darauf hin, dass in den oben aufgeführten Preisen die Mehrkosten durch zwei von der Bundesregierung Ende Juli 2022 beschlossene Umlagen noch nicht berücksichtigt sind.
Zum einen geht es dabei um die Verteilung der den Großhandelsunternehmen entstehenden Mehrkosten der Gasbeschaffung auf alle Endkunden (Gas-Umlage). Diese Mehrkosten entstehen, weil die Vorlieferanten ausfallende russische Vertragslieferungen teuer am Weltmarkt nachbeschaffen müssen. Ebenso wird es eine Umlage für die Füllung der Gasspeicher geben. Die Umsetzungsverordnungen für die beiden Umlagen werden zurzeit erstellt und sollen zum 1. Oktober oder 1. November 2022 in Kraft treten. Aber es gibt aus Berlin eine Vorwarnung:
Am 28. Juli 2022 hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eine Spanne von 1,5 bis 5 Ct/kWh für die Gas-Umlage genannt. Für die vorgenannten Musterverbräuche entspricht dies dann zusätzlichen Mehrkosten von 150 bis 500 Euro/a (bei 10 000 kWh/a) bzw. von 225 bis 750 Euro/a (bei 15 000 kWh/a). Gibt es keine Umsatzsteuerbefreiung für die Gas-Umlage, betragen die Mehrkosten sogar 179 bis 595 Euro/a (bei 10 000 kWh/a) bzw. 268 bis 893 Euro/a (bei 15 000 kWh/a).
Die Gas-Umlage soll (vorerst) bis März 2024 also für die Heizperioden 2022/23 und 2023/24 gelten. Liegt sie tatsächlich bei 5 Ct/kWh, wird der Gaspreis für viele Gaskunden wohl über 25 Ct/kWh steigen. Die nach aktuellem Stand zum Jahreswechsel 2022/23 steigende CO2-Bepreisung macht bei Erdgas Mehrkosten von 0,108 Ct/kWh aus. Selbst der gesamte Betrag von 0,758 Ct/kWh fällt in der aktuellen Preissituation kaum noch ins Gewicht. Eigentlich sollte der CO2-Preis einer der wichtigsten Anreize sein, Nutzer fossiler Brennstoffe zum Umstieg auf Heizsysteme mit erneuerbaren Energien zu bewegen. ■
Quelle: RheinEnergie / jv
Die Verbraucherzentrale NRW bietet einen interaktiven Energiepreis-Rechner, der die passende Höhe für Abschläge für Strom oder Gas ermittelt.
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