Regenerativ betriebene Heizungssystemen und Photovoltaik waren 2022 bei DAA so stark nachgefragt wie nie zuvor. Die Trends waren aber nicht kontinuierlich. Die stärksten Ausschläge gab es bei Wärmepumpen.
Ein großes Interesse an der Gebäudeausstattung mit Anlagen zur Nutzung der erneuerbaren Energien ließ sich bei den drastisch gestiegenen Antragszahlen im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) beobachten.
Auch DAA, Online-Dienstleister und Portalbetreiber für regenerative Energietechnik und auf Anfragen zu den Themen Heiztechnik, Photovoltaik, Sanierung und Energieeffizienz spezialisiert, registrierte aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise als auch auf förderpolitische Entscheidungen Verlagerungen von Interessensschwerpunkten bei den Anfragen. Die Folge: Die Nachfrage nach regenerativ betriebenen Heizungssystemen und Photovoltaik war 2022 bei DAA so hoch wie nie zuvor.
Einschneidend war der Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022. Auch hierzulande waren die Folgen schnell spürbar. Die Nachfrage nach erneuerbaren Heizungssystemen, nach Photovoltaik und nach Dämmung und Sanierung lag bei DAA bereits das gesamte erste Quartal über dem Vorjahreszeitraum.
Nachfrage nach Erneuerbaren stieg deutlich
Doch im März 2022 gab es einen regelrechten Anfrageboom bei DAA nach Wärmepumpen, Solarthermie, Pelletheizungen, Fenster- und Dachsanierung und nach Photovoltaik-Anlagen sowie Stromspeichern.
Insgesamt war die Nachfrage nach regenerativ betriebenen Energiesystemen bis November 2022 deutlich höher als nach fossil betriebenen. DAA vermutet, dass insbesondere die drastisch gestiegenen Energiekosten und drohende Versorgungsengpässe bei fossilen Brennstoffen den Wunsch, energetisch autarker zu werden, beeinflussten. Ein weiterer Beweggrund könnte die Besorgnis wegen des Klimawandels gewesen sein.
Neben den außenpolitischen Ereignissen machte außerdem die Bundesregierung ihren innenpolitischen Einfluss geltend – mit großen Auswirkungen auf das Interesse an Heizungs- und Energiesystemen. Zum Beispiel veröffentlichte sie im März und April zum sogenannten Osterpaket von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zunächst einen Entwurf und dann einen Beschluss. Die energiepolitische Gesetzesnovelle war sehr umfassend. Sie forciert die Beschleunigung des Ausbaus Erneuerbarer Energien und die damit einhergehende Energiesicherheit. Die Nutzung erneuerbarer Energien liegt seitdem im „überragenden öffentlichen Interesse“ und „dient der nationalen Sicherheit“.
Im Zuge des Osterpakets sollte die Attraktivität erneuerbarer Energien auch für Eigenheimbesitzer und Verbraucher steigen: Für PV-Anlagen wurde die Einspeisevergütung ab Inbetriebnahme 30. Juli 2022 erhöht und die Degression der Einspeisevergütung bis zum 31. Januar 2024 ausgesetzt. Außerdem wurde die EEG-Umlage auf null gesetzt.
Bei DAA war die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen in diesem Zuge vor allem im März und April besonders hoch. Dasselbe galt für Anfragen zu Heizungs-Wärmepumpen. Den hohen Anstieg der Nachfrage nach Wärmepumpen 2022 – beziehungsweise Förderanträge für Wärmepumpen – bestätigt auch das BAFA: Mit fast 349 000 Anträgen machten sie hier 45 % aller Einzelmaßnahmen-Anträge in der BEG aus, bei gebäudenahen Wärmeerzeugern waren es fast 56 %.
Entlastungspakete beeinflussten Interesse an Heizungssystemen
Interessant zu beobachten war bei DAA der zeitliche Zusammenhang zwischen Anfragen nach bestimmten Heizungssystemen und energiepolitischen Entscheidungen, die der Entlastung der Bürger dienen sollten. Vor allem sind hier die Entlastungspakete und dabei insbesondere die Entlastung bei Energiekosten zu nennen.
Im September 2022 wurden das dritte Entlastungspaket mit Heizkostenzuschüssen, auch für fossile Systeme, sowie das Verschieben der CO2-Preiserhöhung ab 2023 und eine Strompreisentlastung publik. Prompt knickte zu diesem Zeitpunkt bei DAA das Interesse an regenerativen Energiesystemen ein – während die Nachfrage nach Öl- und Gas-Heizungen in die Höhe schoss. Hierzu könnte auch die temporäre Senkung der Umsatzsteuer auf Erdgas ab dem 01. Oktober 2022 beigetragen haben. Im Dezember 2022 überstieg die kumulierte Nachfrage nach fossil betriebenen Heizungssystemen letztlich sogar die nach erneuerbare Energien nutzende Heizsystemen. Mit gesenkten Kosten für fossile Energieträger erlitt offenbar die Begeisterung für erneuerbare Energien schlagartig deutliche Einbußen.
Dasselbe Bild zeigte die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen und Stromspeichern: Ab September 2022 fiel auch diese bei DAA unter die Indexmarke von 100. Hier dürfte aber zusätzlich der Beschluss vom 14. September 2022 für umfangreiche Steuerbefreiungen für Photovoltaik-Anlagen ab 2023 eine Rolle gespielt haben. Es wäre gut nachzuvollziehen, dass Interessenten unter diesen Gesichtspunkten ihr Vorhaben noch um ein paar Monate verschieben wollten. Eine Analyse dazu wird DAA im Rahmen des SolarIndex für das erste Quartal 2023 veröffentlichen.
Zum Vergleich: In den beiden Vorjahren 2020 und 2021 hatte es erst im Oktober einen Rückgang der Nachfrage gegeben – aber nach allen Heizungssystemen. Eine Ausnahme bildete 2020: Hier ging im November die Nachfrage nach regenerativ betriebenen Heizungssystemen schlagartig in die Höhe. Vermutlich als Reaktion auf die zu dem Zeitpunkt mit dem Gebäudeenergiegesetz gegenüber der EnEV verschärften § 72 „Betriebsverbot für Heizkessel, Ölheizungen“.
BEG-Antragsstopp und -Novelle hinterlassen Spuren
Im Bereich Dämmen und Sanieren waren 2022 bei DAA vor allem zeitliche Zusammenhänge mit förderpolitischen Änderungen im Anfrageverhalten erkennbar. Als am 24. Januar 2022 die BEG-Förderung vorläufig gestoppt wurde, gingen die Anfragen nach den Gewerken Dach, Dämmung und Fenster zurück. Sobald im Februar 2022 die Antragstellung wieder möglich war, stieg das Interesse wieder deutlich. Im März 2022 gab es mehr Nachfragen nach Dachsanierungen, während die nach Dämmung und Fenster abfielen. Hier kann ein Zusammenhang mit der zeitgleich deutlich höheren Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen bestehen – da es sinnvoll ist, die Dachsanierung mit der Installation einer neuen PV-Anlage zu kombinieren.
Am 28. Juli trat die BEG-Novelle in Kraft, die besonders die Förderung energetischer Sanierungen fokussierte. Bei DAA war in dessen Vorlauf ein deutlicher Anstieg der Nachfrage nach Fenster-, Dämmungs- und Dacharbeiten erkennbar. Allerdings sollten einige Fördersätze ab dem 28. Juli auch sinken, sodass Eile geboten war, um noch von den höheren Fördersätzen zu profitieren.
Ebendiese Novelle beinhaltete auch eine Reduzierung der Fördersätze von regenerativen Heizsystemen – und die Nachfrage nach Solarthermie und Wärmepumpen stieg bei DAA im Juli 2022 deutlich – mutmaßlich, um noch in den Genuss der bis zum höheren Förderung zu kommen, hier galt eine am 14. August 2022 um Mitternacht endende Galgenfrist. Diesen Trend bestätigt auch das BAFA: Dort sind ab dem Bekanntwerden der BEG-Novelle bis zum Ende der Galgenfrist innerhalb von 19 Tagen fast die Hälfte aller im Jahr 2022 gestellten Anträge auf eine BEG-EM-Förderung eingegangen.
DAA WärmeIndex 2022
Q1-2022: Die Nachfrage nach erneuerbaren Heizsystemen bei DAA stieg im ersten Quartal 2022 rapide an, während das Interesse an fossilen Heizungssystemen deutlich abnahm. Hohe Energiekosten sowie der Krieg in der Ukraine beeinflussten offenbar die Schwerpunktsetzung von Interessenten für Heizungssysteme. Die „Wärmepumpen-Offensive“ sowie Habecks „EEG-Osterpaket“ gaben zudem auch von politischer Seite klar die Richtung hin zu regenerativen Systemen vor.
Q2-2022: Als Antwort auf weiterhin hohe und steigende Energiekosten wollten offenbar immer mehr Interessenten auf erneuerbare Alternativen umsatteln. DAA beobachtete im zweiten Quartal 2022, dass sich dieser Trend aus den vorangegangenen drei Monaten fortsetzte. Während vor allem Wärmepumpen gewollt waren, waren Gas- und Öl-Heizung weit abgeschlagen.
Q3-2022: Der DAA WärmeIndex überraschte im dritten Quartal 2022 mit unerwarteten Entwicklungen. So überstieg die Nachfrage nach Öl-Heizungen bei DAA Mitte September die 100 Indexpunkte und hängte damit die ebenfalls steigende Nachfrage nach Gas-Heizungen ab. Überraschend war auch die Entwicklung des Interesses an Wärmepumpen: Von Juli bis September halbierte es sich auf hohem Niveau nahezu.
Q4-2022: Der DAA-WärmeIndex zeigte im vierten Quartal 2022 eine sich fortsetzende Entwicklung. Das Interesse an Wärmepumpen brach zum Oktober um mehr als 120 Indexpunkte ein, um im Dezember deutlich unter 100 zu liegen. Große Gewinnerin blieb die Öl-Heizung, die das gesamte Quartal um 130 Indexpunkte lag. Insgesamt näherten sich die Fossilen den Erneuerbaren ab November 2022 deutlich an, um im Dezember leicht vorne zu liegen. DAA sieht Gründe für diese Entwicklung in den staatlichen Entlastungspaketen im vierten Quartal 2022. Dass das Interesse an allen Heizungssystemen ab Oktober nachließ, kann an den steigenden Zinsen sowie an der volatilen und unvorhersehbaren Marktsituation gelegen haben.
DAA SolarIndex 2022
Q1-2022: Im ersten Quartal 2022 stieg die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen und Speichern bei DAA ab Februar besonders stark. Die Zubauzahlen entwickelten sich ähnlich. Es war im Gegensatz zu 2020 und zu 2021 eine deutliche Wachstumssteigerung der Anfragen ablesbar.
Q2-2022: Laut DAA SolarIndex stieg im zweiten Quartal 2022 die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen bei der DAA im April auf einen nie dagewesenen Höchstwert. Die Zubauzahlen der Bundesnetzagentur sanken dabei zunächst ab April auf rund 500 000 kW pro Monat, um bis Juni langsam wieder anzusteigen. Photovoltaik-Speicher-Anfragen erreichten ebenfalls im April den Quartalshöhepunkt.
Q3-2022: Der DAA SolarIndex zeigte im dritten Quartal 2022 eine verlässlich positive Entwicklung im Solarsektor. Photovoltaik-Aanlagen waren auf einem soliden Niveau nahezu gleichbleibend nachgefragt, während das Interesse an Speichern kontinuierlich stieg. Die Indexwerte für den Photovoltaik-Zubau der Bundesnetzagentur lagen über den Anfragezahlen für Photovoltaik-Anlagen und Stromspeicher bei der DAA und zeigten zudem einen weiteren Aufwärtstrend. Verschiedene Markteinflüsse ließen für das vierte Quartal aber eine Abkühlung der Entwicklung erwarten.
Q4-2022: Der DAA SolarIndex pendelte sich im vierten Quartal wie erwartet auf einem deutlich abgeschwächten Niveau unterhalb der Indexmarke von 100 ein. Photovoltaik-Speicher waren dabei noch etwas stärker nachgefragt als Photovoltaik-Anlagen. Ein Grund für diese Entwicklung könnte in der Bekanntgabe der Steuerabsenkungen ab 2023 gesehen werden. Das erklärt auch die große Diskrepanz zu den weiterhin starken Zubauzahlen der Bundesnetzagentur. Die tatsächliche Entwicklung wird der DAA SolarIndex vom ersten Quartal 2023 zeigen.
DAA DämmIndex 2022
1. Halbjahr 2022: Die Nachfrage nach Dämmarbeiten bei DAA war im ersten Halbjahr 2022 größer als im Vorjahr. Reaktionen auf rasche Änderungen der Förderkulisse waren ebenso ablesbar wie ein – indirektes – Reagieren auf die angespannte Energieversorgung. Ungewöhnlich war deshalb, dass dieses Jahr die Anfragespitzen im März und April lagen.
2. Halbjahr 2022: Die Nachfrage nach Fenster-, Dämm- und Dacharbeiten bei DAA stieg im zweiten Halbjahr 2022 von Juli bis August stark an. Einzig die Fensteranfragen blieben bis September auf einem Niveau über 120 Indexpunkten, um danach abzufallen. Das Interesse an Fenster- und Dacharbeiten ging bereits ab August zurück. Lediglich Dämmarbeiten waren im November noch einmal stärker gefragt.
Ausblick auf 2023
Nach einem Rückblick auf das besondere Jahr 2022 schaut die Energiebranche weiterhin voller Zuversicht auf 2023. Für den Solarbereich hat der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) eine Studie in Auftrag gegeben, die entsprechendes erwarten lässt. Denn demnach möchte jede fünfte befragte Person, die ein geeignetes Dach besitzt, dieses im kommenden Jahr mit einer Solaranlage bestücken. Rund 80 % von ihnen möchten sich zudem auch einen Solarstrom-Speicher anschaffen. Der Geschäftsklimaindex des BSW für 2023 befindet sich auf einem Allzeit-Hoch, sodass der Verband für 2023 von einer weiter steigenden Solarnachfrage ausgeht.
Was erwartet die Gebäudetechnikbranche 2023? Die Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie (VdZ) erwartet für die Bereiche Sanitär, Heizung, Lüftung und Klima auch 2023 ein Wachstum – wenn auch deutlich gedämpfter. Gründe für das Nachlassen seien vor allem der Zinsanstieg, stark gestiegene Rohstoffpreise, nach wie vor Lieferverzögerungen und Lieferengpässe sowie die hohe Auslastung im Handwerk.
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) spricht nach einer positiven Absatzstatistik bis Oktober 2022 von einem voraussichtlich weiterhin anhaltenden Positivtrend. Mit einer Absatzsteigerung um 42 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum waren Heizungs-Wärmepumpen der eindeutige Gewinner.
Rolf Steingrube, einer der Geschäftsführer bei DAA: „Wir erwarten auf der Nachfrageseite weiterhin ein hohes, im Vergleich zum Vorjahr allerdings etwas gedämpftes, Niveau mit einem etwas ‚klassischeren‘ Saisonverlauf. Auf Anbieterseite beobachten wir seit geraumer Zeit den Trend zum Ausbau von Lagerkapazitäten, um die anhaltende Problematik gestörter Logistikketten zu umgehen und registrierten zusätzlich ein erhöhtes Aufkommen neuer Markteintritte. Diese Trends lassen den Schluss zu, dass der Markt auf die erhöhte Nachfrage reagiert und diese in Zukunft besser bedienen kann.“ ■
Quelle: DAA / jv
Der Artikel gehört zur TGA+E-Themenseite TGA-Marktdaten
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