236 000 Heizungs-Wärmepumpen sind im Jahr 2022 in Deutschland verkauft worden. Das entspricht einem Wachstum von 53 % gegenüber dem Vorjahr.
Im Jahr 2022 sind 82 000 mehr Heizungs-Wärmepumpen als im Vorjahr abgesetzt worden: Mit 236 000 Geräten stieg im Jahr 2022 laut der gemeinsamen Statistik von BWP und BDH stieg der Absatz damit um 53 % gegenüber dem Vorjahr (2021: + 28 %).
Von den 236 000 Heizungs-Wärmepumpen waren 205 000 Geräte Luft/Wasser-Wärmepumpen (+ 61 % gegenüber dem Vorjahr), davon rund 104 000 Monoblock-Geräte (+ 68 %) und 65 000 Split-Geräte (+ 49 %).
Sole/Wasser-Wärmepumpen legten 2022 um 15 % zu, insgesamt wurden 31 000 erdgekoppelte Anlagen verkauft.
Auch die Anzahl der separat erfassten Trinkwasser-Wärmepumpen hat sich im Jahr 2022 stark erhöht: Um über 90 % auf 45 500 Geräte.
Zur weiteren Beschleunigung des Wärmepumpenhochlaufs fordert der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) eine rasche und konsequente Umsetzung der angekündigten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes sowie weitere Maßnahmen zur Entlastung des Strompreises. Auch mit industriepolitischen Instrumenten solle der Markthochlauf unterstützt werden.
„500 000 Geräte ab 2024 ist ehrgeizig, aber erreichbar“
Paul Waning, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Wärmepumpe: „Der Markthochlauf ist in vollem Gange, die Menschen haben offensichtlich verstanden, dass die Wärmepumpe die beste Alternative zum Heizen mit fossilen Energieträgern ist. Die Technologie gibt wichtige Antworten auf die Krisen unserer Zeit: mehr Klimaschutz durch immer mehr CO2-freies Heizen und weniger Abhängigkeiten von Gasimporten.
Darauf müssen wir jetzt weiter aufbauen. Die von der Bundesregierung bereits für das Jahr 2024 ausgegebene Zielmarke von 500 000 Geräten ist ehrgeizig, aber erreichbar. Die Industrie hat in einem schwierigen Umfeld mit Personal- und Lieferengpässen gezeigt, dass sie mit einer klugen Priorisierung und innovativen Lösungen auf einen massiven Nachfrageanstieg reagieren kann. Ebenso sind die Handwerkerorganisationen intensiv bemüht, die notwendigen Schulungen und Fortbildungen anzubieten.“
„Hohe Nachfrage nur mit geeigneten Rahmenbedingungen“
Nach dem Wachstum von 53 % gegenüber dem Vorjahr brauche es eine ähnliche Steigerung in den Folgejahren. Dieses Wachstum sei aber nicht nur vom Handeln der Industrie abhängig, sondern vor allem vom Nachfrageverhalten der Verbraucher, mahnt Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP: „Wir haben die klare Erwartung an die Politik, die Rahmenbedingungen für Wärmepumpen in den nächsten Monaten weiter zu verbessern.“
Um rechnerisch im Jahr 2024 auf einen Absatz von 500 000 Wärmepumpen zu kommen, müsste die Absatzsteigerung in den Jahren 2023 und 2024 jeweils bei knapp 46 % liegen.
Mit einem jährlichen Wachstum von 45,6 % würde 2023 ein Absatz von rund 343 600 Heizungs-Wärmepumpen (+ 107 600) und im Jahr 2024 ein weiterer Absatzsprung um 156 700 Geräte auf 500 300 Heizungs-Wärmepumpen erreicht. Gegenüber 2021 hätte sich der Absatz dann innerhalb von drei Jahren mehr als verdreifacht.
Handlungsbedarf beim GEG…
Der BWP fordert von der Bundesregierung, die in Aussicht gestellte Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) schnell vorzulegen. Konkret geht es um die Regelung, dass 2024 jede neu installierte Heizung mit mindestens 65 % erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Die Wärmepumpe würde zur Standardlösung, um diese Vorgabe zu erfüllen.
Die aktuelle Marktdynamik zeige, dass Fachhandwerk, Heizungsindustrie und Verbraucher diese Umstellung bewältigen können und wollen. Dafür würden sie aber dringend eine gesetzliche Planungssicherheit benötigen. Sabel: „In weniger als einem Jahr sollen die entsprechenden Regelungen bereits in Kraft treten. Die Branche erwartet jetzt eine zügige Umsetzung der von der Ampel-Koalition bereits öffentlich in Aussicht gestellten Neuregelungen.“
Zu erwarten ist allerdings, dass – sobald sich eine gesetzliche Regelung abzeichnet – bis zum Greifen der gesetzlichen Pflicht viele Heizungsbesitzer sich noch für einen Austausch ihrer Gas- oder Öl-Heizung entscheiden. Der BEE hatte deshalb schon im Mai 2022 vorgeschlagen, Vorzieheffekte vor dem Greifen der 65-%-Klausel für erneuerbare Energien beim Einbau neuer Heizungen durch ein Vorziehen und Ausweiten der existierenden Erneuerbare-Energien-Nutzungspflicht im Gebäudeenergiegesetz zu entschärfen: 65-%-Klausel für erneuerbare Energien: „light“ schon ab 2023. Von der Bundesregierung wurde der Vorschlag allerdings nicht aufgegriffen, lediglich die Antragsstellung einer Bundeförderung für gasbetriebene Heizungen (Gas-Brennwertheizungen „Renewable-Ready“, Gas-Hybridheizungen und gasbetriebenen Wärmepumpen) zum 16. August 2022 beendet.
…beim Strompreis…
Ebenso wichtig seien entsprechende Maßnahmen bei den Energiepreisen. Sabel: „Die Verbraucher benötigen eine klare Orientierung, dass sich der Wechsel vom Gas- oder Öl-Heizkessel zur strombetriebenen Wärmepumpe rentiert. Die im Dezember beschlossenen Gas- und Strompreisbremsen sind wichtige sozialpolitische Maßnahmen, die auch Wärmepumpenhaushalten helfen. Für eine nachhaltige Lenkungswirkung muss aber vor allem der Strompreis weiter entlastet werden.
Wir fordern deshalb eine Mehrwertsteuerabsenkung auf 7 % und eine Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum von 0,1 Ct/kWh. Es ist völlig unverständlich, warum die Mehrwertsteuer für das klimaschädliche Erdgas reduziert wurde, für den immer grüner werdenden Strom zum Betrieb einer Wärmepumpe aber nicht.“
Siehe auch: Wie sich die Preisbremsen auf die Heizkosten auswirken
Ein weiteres Instrument sei die effiziente Nutzung des Flexibilitätspotenzials von Wärmepumpen, etwa zum Ausgleich von Spitzenlasten im Stromnetz oder zur Speicherung von eigenem PV-Strom. Der BWP erwarte viel von den neuen Regelungen, die die Bundesnetzagentur gerade dazu ausarbeitet.
…und bei der Industrieförderung
In Erwartung des weiteren Markthochlaufs geht die Wärmepumpenindustrie derweil massiv in Vorleistung und investiert in den Ausbau bestehender Produktionsanlagen sowie in die Errichtung neuer Werke.
Sabel: „Der Ausbau der Wärmepumpenbranche geht mit großen Chancen für den Industriestandort Deutschland einher. Die US-Amerikanische Regierung hat das bereits erkannt und mit dem Inflation Reduction Act massive Subventionen für die dortige Wärmepumpenindustrie angekündigt. Jetzt müssen industriepolitische Instrumente auch von Deutschland und der EU ergriffen werden.“
Die oftmals diskutierten Superabschreibungen sowie zinsgünstige Kredite könnten beispielsweise die Liquidität der Branche beim Aufbau neuer Fertigungskapazitäten sicherstellen und bestehende Anhängigkeiten reduzieren. ■
Quelle: BWP / jv
Der Artikel gehört zur TGA+E-Themenseite TGA-Marktdaten
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