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Energieträger

Prognose: Primär­energie­ver­brauch fällt 2024 auf Tiefst­stand

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2024-Q1-3 für insgesamt 7538 PJ bzw. 2094 TWh; Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern).

AG Energiebilanzen

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2024-Q1-3 für insgesamt 7538 PJ bzw. 2094 TWh; Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern).

Die AG Energiebilanzen rechnet für 2024 mit ei­nem erneuen Rück­gang des Primär­ener­gie­ver­brauchs. 2023 war er erstmals und mit einem großen Schritt unter die 3000-TWh-Marke gefallen.

Der Primär­energie­verbrauch in Deutschland wird 2024 voraussichtlich auf ein neues Rekordtief sinken. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) rechnet mit einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um etwa 1,7 % auf 10 453 PJ (Petajoule) oder 2904 TWh oder „zum Anfassen“ auf 356,7 Mio. Tonnen Steinkohleneinheiten (SKE).

Damit läge der Primärenergieverbrauch in Deutschland knapp 30 % unter dem bisherigen Höchststand des Jahres 1990, als 14 905 PJ (4140 TWh) erreicht wurden. Die von der AG Energiebilanzen erstellte Jahresprognose basiert auf den vorliegenden Daten des laufenden Jahres und zeichnet sich für gewöhnlich durch eine hohe Genauigkeit aus.

Schwache Konjunktur

Der Energieverbrauch in Deutschland wird sowohl von verbrauchssteigernden Faktoren als auch von verbrauchssenkenden Entwicklungen bestimmt. Einen wesentlichen Anteil am Rückgang des Energieverbrauchs in 2024 hat die stagnierende Konjunktur. Deutliche Rückgänge der Produktion im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe wurden durch den zuletzt wieder ansteigenden Energiebedarf in den besonders energieintensiven Industriezweigen nicht ausgeglichen.

Einsparungen beim Verbrauch von Primärenergien ergeben sich auch durch statistische Effekte im Zuge des Ausstiegs aus der Kernenergie und der Verdrängung von fossilen durch erneuerbare Energien in der Stromerzeugung, da bei der Nutzung erneuerbarer Energien keine Umwandlungsverluste in Anrechnung gebracht werden.

Wachsende Bevölkerung und ein Schaltjahr

Erhöhende Effekte beim Energieverbrauch gingen 2024 von der weiter zunehmenden Bevölkerung sowie einer weiteren Abnahme des Energiepreisniveaus aus. Eine Zunahme des Energieverbrauchs war auch mit dem diesjährigen Schalttag verbunden.

Insgesamt haben die verbrauchssenkenden Einflüsse die verbrauchssteigernden Effekte deutlich überstiegen, sodass sich der Primärenergieverbrauch im Trend liegend verringert hat.

Energiebedingte CO2-Emissionen sinken

Eine deutliche Veränderungen in der Struktur des Energieverbrauchs, insbesondere der weitere Rückgang des Verbrauchs von Kohlen, haben nach Einschätzung der AG Energiebilanzen von Januar bis September zu einer Verringerung der energiebedingten CO2-Emissionen von knapp 20 Mio. t bzw. 4,5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum geführt.

Zuwächsen beim Erdgas und den Erneuerbaren standen Rückgänge bei Kohlen und Mineralöl gegenüber. Damit kam es zu einer überproportionalen Reduktion der Kohlenstoffintensität in der inländischen Energieversorgung. Für das Gesamtjahr rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Rückgang um 3,3 %.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 wurden 19,6 TWh (Mrd. kWh, 70,6 PJ) mehr Strom aus dem Ausland bezogen als umgekehrt aus Deutschland ins Ausland flossen. Der aktuelle Importüberschuss ist ein Zeichen für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt. Höhere Stromimporte bedeuten laut der AG Energiebilanzen weder eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland, noch weisen sie auf inländische Knappheiten hin.

Entwicklung von Januar bis September 2024

Primärenergieverbrauch in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2023 und die eingetragene Prognose der AG Energiebilanzen vom 29. Oktober 2024 für das Gesamtjahr 2024.

AG Energiebilanzen / JV

Primärenergieverbrauch in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2023 und die eingetragene Prognose der AG Energiebilanzen vom 29. Oktober 2024 für das Gesamtjahr 2024.

Der Primärenergieverbrauch in Deutschland ist von Januar bis September 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiter gesunken. Nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen erreichte der inländische Primärenergieverbrauch in den ersten drei Quartalen 2024 eine Höhe von 7538 PJ (2094 TWh). Das sind 2,6 % weniger als im Vorjahreszeitraum.

Der Beitrag der erneuerbaren Energien lag in den ersten drei Quartalen 2024 insgesamt um 2,6 % höher als im Vorjahreszeitraum. Diese Entwicklung beruht insbesondere auf einer Zunahme der Stromproduktion aus Wasserkraft, Photovoltaik sowie der Windenergie. Insgesamt stieg der Einsatz von erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung um 7,4 %. Bedingt durch die wärmere Witterung verringerte sich der Einsatz erneuerbarer Energien in der Wärmeerzeugung um etwa 5 %.

Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich in den ersten neun Monaten 2024 um 2 %. Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 2 % zunahm, kam es beim Dieselkraftstoff zu einem Rückgang um fast 4 %. Der Absatz von Flugkraftstoff verringerte sich um etwa 13 %. Die Lieferung von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhte sich dagegen um rund 9 %. Der Absatz von leichtem Heizöl lag um knapp 6 % unter dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums.

Der Erdgasverbrauch verzeichnete in den ersten drei Quartalen 2024 ein Plus von 3,1 %. Allerdings lag die Nachfrage damit fast 10 % unter dem Durchschnittswert des Vergleichszeitraums der zurückliegenden zehn Jahre. Für den aktuellen Zuwachs könnte nach Ansicht der AG Energiebilanzen vor allem die im Laufe des Jahres wieder verbesserte Wettbewerbssituation des Energieträgers in den energieintensiven Industriezweigen verantwortlich sein. In der Stromerzeugung nahm der Erdgaseinsatz um knapp 1 % ab, bei der Fernwärmeversorgung kam es zu einem Plus von fast 3 %.

Der Verbrauch von Steinkohle nahm in den ersten neun Monaten insgesamt um 15,2 % ab. Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken zur Stromerzeugung verzeichnete infolge einer insgesamt gesunkenen Stromerzeugung, einer gestiegenen Stromproduktion aus erneuerbaren Energien sowie erhöhten Strombezügen aus den Nachbarländern ein Minus von 39 %. Der Absatz an die Eisen- und Stahlindustrie erhöhte sich aufgrund der gestiegenen Roheisenproduktion um 2,7 %.

Der Verbrauch von Braunkohle verzeichnete eine Abnahme um 14,5 %. Der Rückgang bei der Produktion entsprach weitgehend der Entwicklung der Lieferungen an die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung. In dieser Entwicklung spiegeln sich die steigende Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien sowie die Verringerung der Braunkohle-Stromerzeugungskapazitäten im Zuge des fortschreitenden Kohleausstiegs wider. ■
Quelle: AG Energiebilanzen / jv

Der Artikel gehört zur TGA+E-Themenseite TGA-Marktdaten

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