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Diskussionen um hohe Energiepreise zur Wärmeerzeugung unterschlagen oft, was hinter dem Energiezähler passiert und den Einfluss der Heizungstechnik.
Der Endkundenpreis für den noch am häufigsten zum Heizen verwendeten Brennstoff Erdgas bezieht sich auf den Brennwert. Für die Praxis in deutschen Heizräumen mit einem Heizkessel zur Wärmeerzeugung folgt daraus, dass der gelieferte Brennstoff auch maximal diese Menge an technisch nutzbarer Wärme zur Verfügung stellen kann.
Es lassen sich zwar auch auf den Brennwert (Hs) bezogene Jahresnutzungsgrade über 1,0 erreichen, für die Beheizung von Wohngebäuden ist das jedoch nicht relevant. Mit Erdgas und Heizöl betriebene Brennwert-Heizkessel können mit einer qualitätsgesicherten Planung und Ausführung einen Jahresnutzungsgrad (JNG) von rund 0,93 erreichen. Ohne Qualitätssicherung liegt er bei etwa 0,88. Bei Niedertemperatur-Heizkesseln liegt der auf Hs bezogene JNG bei 0,85 bzw. 0,8.
Brennstoff-Heizung: Wärme ist teurer als der Brennstoff
Die Kennwerte wurden im Feld gemessenen, können jedoch im Einzelfall auch deutlich abweichen. Werte unter 1,0 bedeuten jedenfalls, dass der Preis für eine mit Brennstoffen erzeugte Kilowattstunde Wärme höher als für die eingekaufte Kilowattstunde Brennstoff ist. Das gilt auch für Heizöl, wobei hier die übliche Verkaufseinheit Liter ist.

JV
In der Grafik lässt sich dies nachvollziehen. Die Zeilen B und E basieren auf den gerundeten Durchschnittspreisen am 15. Februar 2025 für die WP-Strom-/Gas- und Heizölpreis-Barometer. Der Gaspreis von 10,0 Ct/kWh erhöht sich somit auf einen Gas-Nutzwärmepreis von 10,8 bis 12,5 Ct/kWh. Die Zeilen F und G zeigen die informativ für fiktive Gaspreise, bei denen sich nur der CO2-Preis verändert hat.
Im unteren Bereich der Grafik ist die Situation für eine Wärmepumpen-Heizung dargestellt. Da bei ihr die Jahresarbeitszahl als Pendant zum Jahresnutzungsgrad weit über 1,0 liegt, ist der Preis für eine erzeugte Kilowattstunde Wärme deutlich niedriger als für die eingekaufte Kilowattstunde Wärmepumpenstrom (WP-Strom) ist.
Modul 1 und Modul 2
Der Preis für WP-Strom ist unter anderem abhängig vom Netzanschluss. Für Heizungs-Wärmepumpen, die seit 2024 mit einer elektrischen Anschlussleistung von mehr als 4,2 kW (inklusive Heizstab) in Betrieb genommen werden, wird das Netznutzungsentgelt nach Modul 1 (pauschale Nachlass in Abhängigkeit des Netzentgeltarbeitspreises) oder nach Modul 2 mit einem um 60 % reduzierten Netzentgeltarbeitspreis verringert.
Bei einem geringen Strombedarf für die Wärmepumpe ist das Modul 1 günstiger, bei einem höheren Strombedarf das Modul 2. Die Grenze ist vom örtlichen Netzentgeltarbeitspreis und projektspezifisch von den Kosten zum Einbau eines zusätzlichen Stromzählers abhängig.
Wärmepumpe: Wärme ist günstiger als der WP-Strompreis
Für einen Netzanschluss nach Modul 2 mit separatem Stromzähler und Energieliefervertrag für die Wärmepumpe lag der mittlere WP-Strompreis am 15. Februar 2025 bei rund 21,6 Ct/kWh (Zeile N). Mit einer einfach zu erreichenden Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3,0 ergibt sich dann ein W-Nutzwärmepreis von 7,2 Ct/kWh (N6) deutlich unter dem Erdgas- und Heizöl-Nutzwärmepreis. Mit einer deutlich besseren JAZ von 4,2 liegt der WP-Nutzwärmepreis bei 5,1 Ct/kWh (N3).
Die Zeilen O und P zeigen, wie sich der WP-Nutzwärmepreis bei einem veränderten Strompreis verändert. Bezogen auf eine JAZ von 3,0 (Spalte 5) ändert ein WP-Strompreis von ± 5 Ct/kWh den WP-Nutzwärmepreis nur um ± 1,67 Ct/kWh. Bei einer JAZ von 4,2 sind es nur ± 1,19 Ct/kWh. Das verspricht auf lange Sicht Preisstabilität. Es bedeutet jedoch auch, dass eine Verringerung der Strompreise sehr hoch sein muss, um eine sichtbare Verringerung des WP-Nutzwärmepreises zu bewirken.
Eine Strompreissenkung um 5 Ct/kWh hatte die CDU in ihrem am 3. Februar 2025 verabschiedeten „Sofortprogramm für Wohlstand und Sicherheit“ angekündigt. Eine alleinige Minimierung der Stromsteuer würde mit 2,32 Ct/kWh ungefähr die Hälfte davon ausmachen.
Die Aussagen gelten grundsätzlich auch bei einem Modul-1-Anschluss mit einem gemeinsamen Stromzähler für Haushalts- und Wärmepumpenstrom, jedoch ist hier trotz des technisch einfacheren Netzanschlusses die Ermittlung des tatsächlich anzusetzenden Strompreises aufgrund der Tarifierung von Energielieferverträgen aufwendiger und deutlich stärker vom Projektstandort abhängig.
Anmerkungen
Der höchste WP-Nutzwärmepreis von 10,7 Ct/kWh aufgrund eines um 5 Ct/kWh verteuerten WP-Strompreises (Zelle M5) liegt noch unter der optimistischsten Annahme für die Gas-Heizung (Zelle E3).
Ein zurzeit realistischer WP-Nutzwärmepreis nach einer altersbedingten Heizungsmodernisierung findet sich in den Zellen K5 und N5 mit 7,8 und 6,4 Ct/kWh. Der Vergleichspreis ohne Heizungsmodernisierung liegt zurzeit in den Zellen E5 und E6 mit 11,8…12,5 Ct/kWh deutlich darüber.
In den letzten Monaten wurde auch eine Beimischung „grüner“ Brennstoffe diskutiert. Die Zeile H zeigt, dass bei einer Quote von mindestens 10 % Biomethan das Heizen mit leitungsgebundenem Gas rund 11 % teurer ist. Siehe auch: Wie stark die Grüne-Brennstoff-Quote Gas verteuern könnte
Die hier angegebenen Nutzwärmepreise beziehen sich aufgrund der Energiepreis-Debatte und dem ebenfalls häufig diskutierten Strom-/Gaspreisverhältnis nur auf die eingekauften Energieträger. Deshalb soll vorrangig gezeigt werden, wo hier die Hebel liegen (bzw. kurz oder lang sind) und was passiert, wenn die Energiepreise markseitig oder politisch geändert werden.
Wichtig: Eine Gesamtkostenbetrachtung muss über einen längeren Zeitraum erfolgen und zusätzlich die Preisentwicklung bei den Energieträgern und ihren wichtigen Preiskomponenten CO2-Preis und Netzentgelt sowie Investitionen und Finanzierungskosten, Hilfsenergiebedarf, Eigenstromnutzung und / oder Solarthermie, Wartungsaufwand, Kontrollaufwand, Schornsteinfeger, Versicherungen und Förderprogramme berücksichtigen.
Um höhere Investitionskosten für eine Wärmepumpe aus den geringeren Betriebskosten zu finanzieren, muss beim aktuellen Preisgefüge der WP-Nutzwärmepreis deutlich unter dem Gas-/Öl-Nutzwärmepreis liegen. ■
Quellen: eigene Berechnungen, CDU-Sofortprogramm, BNetzA-Festlegungen zu §14a EnWG / jv
Gute Ideen für den Wärmepumpenhochlauf
Im Kontext:
Heizenergiekosten: Wärmepumpenstrom-/Gaspreis-Barometer
Wärmepumpe: Wie hoch der Förderbedarf für den Umstieg ist
Warten kostet: Wie teuer Zögern bei der Heizungswende ist
Warum der Wärmepumpenhochlauf gefördert werden muss
Warum „5 % Grünes Heizöl“ nicht ausreichend ist