60 % der Haushalte spüren Energiekostendruck. 13 Mio. Haushalte nutzen bereits Energiewendetechnologie, am häufigsten Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen und Solarthermie. Wirtschaftliche Gründe werden am häufigsten als Hindernis für Investitionen in Energiewendetechnologien genannt.
Die geopolitischen Entwicklungen der letzten eineinhalb Jahre verdeutlichen, wie riskant eine einseitige fossile Energieversorgung abgesehen vom Ziel Klimaneutralität bis 2024 auch für die Energieversorgungssicherheit ist. Gestiegene Energiepreise machen einerseits energetische Maßnahmen attraktiver, schränken andererseits aber auch die Investitionsspielräume der Menschen ein.
Vor diesem Hintergrund stimmen die Ergebnisse von KfW Research aus dem KfW-Energiewendebarometer 2023 zuversichtlich: Neun von zehn Haushalten (88 %; Vorjahreswert: 89 %) stehen weiter hinter dem Projekt Energiewende. Trotz der Herausforderungen und Unsicherheiten des vergangenen Jahres genießt sie damit weiterhin überaus hohen Rückhalt in der Bevölkerung. Die haushaltsrepräsentative Befragung für das KfW-Energiewendebarometer lief von Dezember 2022 bis April 2023. Anmerkung: Erst Ende Februar 2023 wurde in der Tagespresse und in Talkshows ein durchgestochener Vorentwurf für die GEG-Novelle („Heizungsgesetz“) auf gar nicht vorgesehene Verbote für Öl- und Gas-Heizungen ab 2024 reduziert.
Photovoltaik-Anlagen liegen in der Gunst vorne
Die Nutzung von Energiewendetechnologien hat sich binnen Jahresfrist ausgeweitet. Fast jeder dritte Haushalt in Deutschland (32 %; Vorjahr: 29 %) ist bereits ein „Energiewender“ und nutzt mindestens eine entsprechende Technologie. In absoluten Zahlen sind das rund 13 Mio. Haushalte – 1,2 Mio. mehr als im Vorjahr.
Vorreiter sind dabei einkommensstarke Haushalte (42 % im obersten Einkommensquartil), aber die einkommensschwächeren holen allmählich auf (25 % im untersten Einkommensquartil).
Am häufigsten genutzt werden aktuell Photovoltaik-Anlagen (12 %; Vorjahr: 9 %), Wärmepumpen und Solarthermie-Anlagen (jeweils 10 %; Vorjahr 9 % bzw. 10 %). Ein Elektroauto ist in 6 % (5 %) der Haushalte vorhanden. Die Anschaffung einer Energiewendetechnologie im laufenden Jahr haben sich 7 % der Haushalte vorgenommen. Am häufigsten sind dabei Photovoltaik-Anlagen (7 %) und Batteriespeicher (6 %) geplant. Bei den Elektroautos zeichnet sich ebenfalls eine Zunahme ab: 3 % der Haushalte wollen 2023 eines anschaffen. Der relative Zuwachs ist bei den Elektroautos mit + 50 % sogar am größten.
„Wir müssen noch mehr Haushalte für erforderliche Maßnahmen und Investitionen gewinnen“
„Die Ergebnisse des KfW-Energiewendebarometers zeigen, dass die Menschen auch in Zeiten hoher Energiekosten der Energiewende eine sehr große Zustimmung entgegenbringen und viele von ihnen sich aktiv daran beteiligen wollen“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Das ist auch zentral, denn die privaten Haushalte verantworten fast 40 % der CO2-Emissionen in Deutschland und wir brauchen sie für das Gelingen der Transformation. Nun geht es darum, die positive Einstellung und Akzeptanz zu erhalten – und noch mehr Haushalte für die erforderlichen Maßnahmen und Investitionen zu gewinnen.“
Fragt man nach den Hindernissen für die Umsetzung einer Energiewendemaßnahme, so werden am häufigsten wirtschaftliche Gründe genannt. 41 % der Immobilieneigentümer geben an, sich die Investition nicht leisten zu können (diese Daten werden nicht jährlich erhoben, Vorwert 2021: 29 %) Der Anstieg dieses Sanierungshemmnisses zeigt sich über verschiedene Maßnahmen hinweg – von der Dämmung über den Einbau von Fenstern bis hin zur Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage.
Die Vermutung, dass sich die Investition nicht lohne, nennen 39 % als Hindernis. Auf Rang 3 rangiert mit 27 % die mangelnde Verfügbarkeit von Handwerkern. Die hohe Bedeutung finanzieller Gründe für das Ausbleiben von Energiewendeinvestitionen dürfte die gesunkenen finanziellen Spielräume vieler Haushalte infolge gestiegener Energiekosten bzw. des generell gestiegenen Preisniveaus widerspiegeln, sowie auch die stark gestiegenen Baukosten.
Größerer Energiekostendruck bei Haushalten mit Öl- und Gas-Heizungen
Der aktuellen Befragung von KfW Research zufolge spüren 60 % der Haushalte bei der Wärme- und Stromversorgung einen großen oder sehr großen Kostendruck (Vorjahr: 50 %). Haushalte mit Gas- und Ölheizungen liegen allerdings über dem Durchschnitt, Haushalte mit Wärmepumpe und Holzpellet-Heizung hingegen deutlich darunter. Rund 70 % gehen von weiter steigenden Heizkosten aus; über 20 % der Haushalte wurden diese zum Befragungszeitpunkt bereits angekündigt.
Die Haushalte reagieren unterschiedlich auf die gestiegenen Heizkosten. Dabei werden die Anpassungsmaßnahmen in Haushalten, die mit fossiler Energie heizen, häufiger genannt als in solchen, die mit klimafreundlichen Technologien heizen. Am häufigsten berichten die Haushalte, weniger heizen (70 %) und weniger Warmwasser verbrauchen zu wollen (55 %). Jeder dritte (36 %) Haushalt gibt an, an anderer Stelle zu sparen, um die höheren Heizkosten bezahlen zu können.
Viele Eigentümer ziehen eine energetische Sanierung in Erwägung. Fast ein Drittel gab an, darüber nachzudenken. Unter den Mietern haben übrigens immerhin 13 % der Haushalte ihre Vermieter auf eine energetische Verbesserung der Immobilie angesprochen. Und fast zwei Drittel der befragten privaten Vermieter (64 %) sehen auch selbst aktuell oder in den kommenden 10 Jahren einen Sanierungsbedarf bei ihrer vermieteten Immobilie. Immerhin 26 % dieser Vermieter mit Handlungsbedarf gaben sogar an, bereits für das laufende Jahr Dämmmaßnahmen oder den Austausch der Heizung zu planen. ■
Quelle: KfW Research / jv
KfW-Energiewendebarometer 2023
Das KfW-Energiewendebarometer ist eine jährliche, repräsentative Umfrage bei etwa 4000 Haushalten in Deutschland. Es gibt Aufschluss über die Einstellung der Haushalte zum Thema Energiewende, ihre Ausstattung mit und geplante Anschaffungen von Energiewendetechnologien. Zudem werden Daten zur Motivation und zu Hemmnissen bei der Anschaffung dieser Technologien erhoben. Mit der Durchführung der Umfrage hat KfW Research das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH beauftragt. Die Befragung für das aktuelle KfW-Energiewendebarometer 2023 lief von Dezember 2022 bis April 2023.
Die aktuelle Analyse ist abrufbar unter www.kfw.de/energiewendebarometer
Im Kontext:
Heizungsindustrie erwartet 2023 Rekord bei neuen Heizungen
Deneff-Studie: EU-Sanierungsvorgaben meist günstig erfüllbar
BReg schätzt: Holzpellets sind künftig der günstigste Brennstoff
Erdgas soll früher teurer werden: Lindner kassiert 7 % MwSt. ein
Studie bestätigt: Wärmepumpe heizt günstiger als Gas-Heizung