„2025 steigt in vielen Regionen das Entgelt für die Nutzung der Gasnetze deutlich. Mehrkosten um 200 Euro/a und mehr machen den Umstieg auf Wärmepumpen und Biomasse-Heizungen finanziell deutlich attraktiver. Das könnte Erdgas noch weiter verteuern.“
GV
Wie viele Tankstellen bzw. Zapfsäulen es wohl noch in fünf und zehn Jahren gibt, wenn Elektroautos künftig einen größeren Marktanteil bei den gefahrenen Kilometern haben? Oder werden die Tankstellenbetreiber ihre Vorhaltekosten auf eine immer kleinere Kraftstoffmenge umlegen können? Anfangs wird das wohl so sein, langfristig wird die Rechnung immer schwerer aufgehen, zumal dies den Hochlauf der E-Mobilität beschleunigt. Wie viele Tankstellen transformieren, umstellen oder aufgeben, das wird unter anderem stark von sehr lokalen Faktoren abhängen.
Beim leitungsgebundenen Energieträger Erdgas gibt es eine ähnliche Herausforderung. Schon lange war sie absehbar, allein durch sinkende Verbräuche. Es wurde gewarnt und gemahnt und als Reaktion darauf blockiert, verschleppt, der Diskurs vergiftet und so der Spielraum für eine optimale Lösung verengt. 2024 wurde mit KANU 2.0 eine Übergangslösung konsultiert und schließlich installiert. Nun können die Betreiber die Abschreibung ihrer Gasnetze über eine Erhöhung des Netzentgelts verkürzen. Genutzt werden kann dies ab 2025. Und Übersichten zu den vorläufigen Gas-Netznutzungsentgelten – Netzbetreiber müssen diese bis zu 15. Oktober für das nachfolgende Kalenderjahr veröffentlichen – legen nahe, dass dieser Teil der Gaswirtschaft den künftigen Gasabsatz realistischer, zumindest jedoch geringer einschätzt, als dies beispielsweise der DVGW für Studien zur Entwicklung der Netzentgelte vorgibt.
Gegenbewegung mit Potenzial zur Kettenreaktion
Im bundesweiten Mittel läuft es beim Gas-Netznutzungsentgelt für den 20 000-kWh/a-Abnahmefall auf eine Teuerung von über 20 % und etwa 110 Euro/a hinaus. Da allerdings längst nicht in allen Verteilnetzen das Netzentgelt stärker als die normale Teuerung steigt, werden viele Gaskunden mit Mehrkosten von über 200 Euro/a konfrontiert werden. In einigen Netzgebieten sind es deutlich kräftigere Erhöhungen von beispielsweise 400 Euro/a und im Gasnetz ErmstalEnergie (Dettingen an der Erms) von 632 Euro/a. Wird das vorläufige Entgelt für die Netznutzung bestätigt, liegt es mit 6,54 Ct/kWh (brutto) über dem Endkundenpreis für Erdgas vor 2021. Für 2025 liegt dann in Dettingen an der Erms der Gaspreis über dem Niveau des Referenzpreises der Gaspreisbremse von 12 Ct/kWh.
Wird dieser Kostenanstieg für die Kunden real, wird dies eine Gegenbewegung mit Potenzial zur Kettenreaktion auslösen: Sparsames Heizen, Senkung des Energieverbrauchs, Ausweichen auf andere Beheizungsmöglichkeiten und der Umstieg auf andere Heizungsarten …
… was unvermeidbar zu einem weiteren Anstieg des Gas-Netznutzungsentgelts führt, weil die Kosten für Betrieb, Abschreibung und Instandhaltung der Netze auf eine immer kleinere Gasmenge umgelegt werden müssen.
Auch das Strom-Netzentgelt wird steigen
Beim Strom gibt es 2025 durch eine geänderte Verteilung der Kosten für die Integration erneuerbarer Stromerzeugungsanlagen in das Stromnetz in vielen Netzgebieten teilweise sogar deutlich sinkende Strom-Netznutzungsentgelte. Im Stromnetz stehen noch viele Jahre hohe Investitionen für den Netzaus- und -umbau an, jedoch wird die zunehmende Elektrifizierung von Wärme und Mobilität auch das Wälzungsvolumen vergrößern. Bei Wärmepumpen, die ab 2024 über einen eigenen Stromzähler mit dem Stromnetz (Modul 2) verbunden werden, wird jedoch der Netzentgelt-Arbeitspreis um 60 % reduziert und die daraus resultierende Teuerung deutlich gedämpft.
Jochen Vorländer
Chefredakteur TGA+E Fachplaner
vorlaender@tga-fachplaner.de
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